Du möchtest deine Werbung in diesem und vielen anderen Podcasts schalten? Kein Problem!
Für deinen Zugang zu zielgerichteter Podcast-Werbung, klicke hier.

Audiomarktplatz.de - Geschichten, die bleiben - überall und jederzeit!

Elliot Page: Die Rolle, die ihn fast zerstörte

Shownotes

Bis Elliot Page erwachsen ist lebt er in einem ständigen Zustand der Dissoziation. Er versteht nicht, weshalb niemand außer ihm selbst sehen kann, dass er eindeutig ein Junge ist. Er entwickelt eine Geschlechtsdysphorie, beginnt seine eigenen Grenzen immer weiter zu verschieben und sucht dann Kontrolle in einer Magersucht, die oft in depressive Phasen mündet. Während sein Umfeld ihn als Frau sieht, stellt er außerdem noch etwas an sich fest: Er liebt Frauen. In der Schule wird er für seine Queerness gemobbt und später in seinem Job als Schauspieler sagt man ihm mehrfach, dass er seine Liebe geheimhalten soll. Dennoch findet er auf seinem Weg immer wieder Menschen, die ihn aufrichtig lieben und ihn begleiten, der Mensch zu werden, der er heute ist.

In unserer Folge begleiten wir den Filmstar Elliot Page durch seine Kindheit, Jugend und jungen Erwachsenenjahre. Wie ist es, wenn die ganze Welt dich als heterosexuelle cis Frau wahrnimmt, während du eigentlich ein queerer trans Mann bist? Wie hat Elliot es geschafft, letztendlich doch zu seiner Geschlechtsidentität und seiner Sexualität zu stehen? Und: Wie ist es als trans Junge aufzuwachsen?

Falls ihr selbst in einer ähnlichen Lage seid, ist es vielleicht heilsam für euch, das Buch von Elliot Page selbst einmal zu lesen. Er beschreibt noch viel genauer, wo er durch musste, was ihn durch diesen schweren Prozess geholfen hat und was solche Erfahrungen mit einem machen: Elliot Page: Pageboy https://www.fischerverlage.de/buch/elliot-page-pageboy-9783596711116

Wenn ihr Interesse an einer Kooperation mit uns habt, meldet euch bei papasganzerstolz@lionflence.com Bei Fragen, Anregungen oder Folgen-Wünschen meldet euch hier: kontakt@papasganzerstolz.de

Hosts: Magdalena Emilia (Recherche) & Marlies Johanna
Produktion & Sounddesign: Martin Heckner
Musik & Corporate Sounds: Finn Kleffmann (Kleffmann Creative Co.)

Du möchtest deine Werbung in diesem und vielen anderen Podcasts schalten? Kein Problem!
Für deinen Zugang zu zielgerichteter Podcast-Werbung, klicke hier.

Audiomarktplatz.de - Geschichten, die bleiben - überall und jederzeit!

Transkript anzeigen

00:00:00: Hallo, Marlis. - Hallo, Maggie.

00:00:02: Hallo, ihr Papis. - Hallo, Papis.

00:00:04: Wie geht's dir heute?

00:00:06: Gut, gut, das gelogen. Aber mir geht's gut.

00:00:08: (Lachen)

00:00:11: Ähm, okay.

00:00:14: Möchtest du darüber reden?

00:00:16: Oder seien wir mit unserem professionellen Job weitermachen?

00:00:20: Brauchst du ein Peuschchen?

00:00:22: Nee, deshalb hab ich ja gesagt, dass es mir gut geht.

00:00:25: (Lachen)

00:00:26: Okay, sehr gut. Also, so, Leute, funktioniert's.

00:00:29: Okay, dann würde ich sagen, an der Stelle machen wir weiter.

00:00:33: Natürlich, ich bin nicht empathisch.

00:00:35: Hast du ein Feedback mitgenommen?

00:00:37: Weil das ist alles, worum es uns geht.

00:00:39: Leistung, Leistung, Leistung.

00:00:41: Ja, ich hab ein sehr gutes Feedback mitbekommen.

00:00:44: Ein wichtiges Feedback, ich würde es mal vorlesen.

00:00:47: Das Feedback geht um die letzte Folge über Caroline Darian.

00:00:51: Ich würde es mal vorlesen.

00:00:53: Meine Gedanken zu dieser Folge.

00:00:55: Den Fall grundsätzlich hat man unausweichlich mitbekommen.

00:00:59: Die Ziele waren mir bekannt.

00:01:01: Dass Caroline und beide Schwiegertöchter auch Opfer waren,

00:01:04: entsprechend eine neue Info.

00:01:06: Und diese Perspektive faszinierend und erschreckend.

00:01:09: Man möchte es sich nicht vorstellen,

00:01:12: wie du auch selber sagst, unserem Papa würde das nie passieren.

00:01:15: Das dachte Caroline bis zum 1.11.20.

00:01:18: Das ist ja das perfide.

00:01:20: Lena Jensen, die über Kindesmissbrauch aufklärt,

00:01:23: sagt auch oft, dass das so schwierig ist.

00:01:25: Man muss lernen, jeden als Potentialitäter nicht auszuschließen,

00:01:29: was bei meinem Papa selbstverständlich aber auch so geht.

00:01:32: Never ever would he so sad.

00:01:34: In eure Zusammenfassung weißt ihr 2 explizit darauf hin,

00:01:37: dass es kein Victimblaming ist.

00:01:39: Aber tatsächlich hatte ich als Hörerin die Minuten davor diesen Eindruck.

00:01:43: Die Verantwortung wird an Giselle und ihre Kinder abgegeben.

00:01:47: Hätten ja was merken müssen, hätten bestimmt ein Bauchgefühl.

00:01:50: So was muss doch auffallen.

00:01:52: Was ich unverfinde, nur der Täter bzw. die Täter haben Schuld.

00:01:56: Das muss einen teilweise vor Trauma bewahrt.

00:01:59: Caroline fallen viele Situationen aus ihrer Kindheit

00:02:01: im Verlauf überhaupt wieder ein.

00:02:04: Fand es da schade, dass diese Aussagen getroffen wurden

00:02:07: und gut, dass es am Ende eingeordnet wird.

00:02:09: Wie gesagt, ein Geschmäckli bleibt.

00:02:11: Voll der wichtige Hinweis.

00:02:13: Dadurch, dass uns beiden so klar war,

00:02:15: dass die Opfer in der Situation keine Verantwortung hat,

00:02:18: haben wir das nicht explizit noch mal gesagt.

00:02:21: Deswegen ist die Kritik so wichtig.

00:02:23: Wir müssen das hören. Verstehen ist da natürlich gar nicht.

00:02:27: Deswegen komplett faire Kritik.

00:02:29: Richtig gut, dass wir es jetzt auch noch mal betonen.

00:02:32: Ansonsten die Nachricht halt auch noch mal voll wertvoll.

00:02:35: Für mich war das tatsächlich eher ein Philosophie.

00:02:38: Von wegen, dass ich das Gefühl hatte, dass sie geschildert hat,

00:02:42: dass sie es schon irgendwie so ein Gefühl hatte.

00:02:45: Ich fand es eher ...

00:02:47: Du hast ja das Buch gelesen.

00:02:49: Ich fand es eher faszinierend, dass sie im Nachhinein gesagt hat,

00:02:53: sie ist ja recht wachlich.

00:02:55: Irgendwie hat sie das Gefühl, irgendwo schon gehabt,

00:02:58: dass irgendwas nicht stimmt, ohne es so richtig wahrzunehmen.

00:03:01: Das war eher mein Punkt, nicht, dass sie das früher wahrnehmen müssen,

00:03:05: sondern dass ich es krass finde, dass da was war.

00:03:08: Das ist quasi auch noch mal mehr betont,

00:03:10: dass man eben jeden als Potentialentäter in Betracht ziehen soll.

00:03:14: Es war tatsächlich genauso gemeint, wie es in der Nachricht steht.

00:03:18: Zumindest von mir. Weißt du was ich meine?

00:03:20: Ja, ich weiß voll, was du meinst.

00:03:22: Aber ich hab das dann so ...

00:03:24: ... ungeschickt, weil wir eben wie gesagt für diese Sachen

00:03:28: gar kein eigenes Vokabular haben.

00:03:31: Ja, genau. - Oder gar keine eigenen Worte.

00:03:33: Das macht es so schwierig, das zu unterscheiden.

00:03:36: Aber an der Stelle eben einfach noch mal so,

00:03:38: um da vielleicht auch einen Punkt dranzusetzen,

00:03:41: für uns ist ganz klar die Opfer, die haben weder eine Verantwortung,

00:03:45: noch eine Mitschuld, noch sonst irgendwas.

00:03:47: Die werden missbraucht und das ist eine Gewaltform.

00:03:50: Das ist selber nichts. - Ja.

00:03:52: Das ist halt noch mal so ganz wichtig zu betonen, ne?

00:03:55: Ja. - Genau.

00:03:58: Ich würd sagen, damit steigen wir auch schon in die nächste Folge ein.

00:04:01: Wir versuchen immer, die Stimmung abzukitchen.

00:04:04: Diese Folge wird wie immer auch nicht die einfachste Folge.

00:04:08: Wir versuchen uns da mal durchzunavigieren.

00:04:10: Es gibt auch sehr schöne Stellen.

00:04:12: Ich hoffe, dass wir auf jeden Fall am Ende

00:04:15: auch alle empowernd aus dieser Folge rausgehen.

00:04:18: Und dafür kommt jetzt immer, wie immer,

00:04:21: erst mal unsere Einstiegsfrage.

00:04:23: Und da hätte ich jetzt die Frage an dich.

00:04:26: Was für eine Art von Frau bist du?

00:04:29: Was für eine Art Frau bin ich?

00:04:31: Ich weiß nicht, ich hab mir noch nie so Gedanken gemacht.

00:04:34: Also eine Frau, eine Mutter,

00:04:37: vielleicht definiert mich das am besten,

00:04:40: weil das so eine Lebensaufgabe ist.

00:04:42: Vielleicht frage ich dich ein bisschen anders.

00:04:44: Und zwar, wenn du jetzt,

00:04:47: wenn gibt es bestimmte Kleidungsstücke,

00:04:49: die du anziehst, wo du das Gefühl hast,

00:04:52: du bist grade gar nicht du selbst.

00:04:54: Also du bist grad eine andere Art von Frau, als du eigentlich bist.

00:04:58: Kleider und Röcke?

00:05:00: Eigentlich immer.

00:05:02: Und ...

00:05:04: halt auch so, weiß ich nicht so ...

00:05:07: So B-Sche-Sachen?

00:05:12: B-Sche-Sachen.

00:05:14: Okay.

00:05:16: Sehr konkret. Du, die grade B-Sches Oberteil trägt.

00:05:19: Stimmt.

00:05:21: Ich hab mal so B-Sche-Hosen gedacht, irgendwie.

00:05:24: Geil.

00:05:26: Ich muss sagen, ich hab da auch so ein bisschen drüber nachgedacht.

00:05:30: Bei mir ist es tatsächlich auch ähnlich,

00:05:32: nicht mit allen Kleidern, aber meistens auch mit Kleidern oder Röcken.

00:05:36: Dass ich irgendwie, wenn ich das so trage,

00:05:38: z.B. bei so Familien treffen oder bei Hochzeiten oder so,

00:05:42: merk ich immer, irgendwie fühl ich mich ultraunwohl.

00:05:45: Und es macht auch richtig was mit mir.

00:05:47: Weil ich auch das Gefühl hab, ich werde grade gar nicht

00:05:50: als die Person oder die Identität gesehen, die ich eigentlich bin.

00:05:53: Und ich kann diese Identität auch grad nicht so gut rauslassen,

00:05:56: weil ich irgendwie gar nicht so wahrgenommen werde.

00:05:59: Aber so ... - Und weil es irgendwie nicht so stimmig ist.

00:06:02: Voll. Voll. Aber ich muss sagen, bei so Familien-Events mache ich das,

00:06:06: dann bin ich so, ja, jetzt bin ich halt auf einer Hochzeit

00:06:08: und trage jetzt so ein Kleid und jetzt bin ich irgendwie

00:06:11: eine Person, die ein Kleid trägt.

00:06:13: Die Bauarbeiten tauschen die Heizung aus.

00:06:15: Das heißt, wenn es irgendwie rumklackert und sich anhört,

00:06:18: das hier irgendwie donnern oder so, das liegt an den Bauarbeiten.

00:06:22: Also versuchen nicht zu reden, wenn jeder was machen.

00:06:24: Aber das lässt sich ja nicht immer vermeiden, falls ihr euch wundert.

00:06:28: Genau, was ich sagen wollte, ich find das eigentlich sehr spannend.

00:06:31: Ich hab da in diesem Buch, wo es um verschiedene Kulturen geht,

00:06:34: auch so ein bisschen drüber gelesen,

00:06:36: dass bei uns in der Kultur relativ einzigartig ist.

00:06:39: Also jetzt gerade so in USA und in Westeuropa.

00:06:42: Dass man quasi will, dass Menschen sich in verschiedenen sozialen Kontexten

00:06:46: immer gleich verhalten.

00:06:48: Dass das quasi Authentizität gelernt wird.

00:06:50: Und dass man sich quasi gegenüber seinen Eltern gleich verhält,

00:06:54: wie gegenüber seinen Freunden und so weiter.

00:06:56: Also dass man quasi authentisch ... weißt das ich meine?

00:06:59: Und das in anderen Kulturen relativ normal ist,

00:07:01: dass man quasi immer in die Rollen schlüpft,

00:07:04: die halt gerade so gebraucht werden.

00:07:06: In der einen Situation ist man dann die Rolle Tochter von,

00:07:09: dann ist man die Rolle Geschäftsführer, dann ist man die Rolle.

00:07:12: Und dann ist man dann in der Stadt, also ist das ja ganz normal auch.

00:07:15: Aber es fand ich auf jeden Fall spannend.

00:07:17: Und ich muss sagen, es hat auch so ein bisschen nicht so erleichtert,

00:07:21: weil ich halt auch gerne mal so in so Rollen schlüpfe.

00:07:24: Und das mir einfach Spaß macht.

00:07:26: Und es hat irgendwie so ein bisschen das Ding erleichtert von ...

00:07:29: Mit mir ist jetzt nichts verkehrt, weil ich das irgendwie nicht ganz so strikt sehe,

00:07:33: dass man immer dieselbe Person sein muss sozusagen.

00:07:35: Ich kann das voll gut verstehen, was du meinst.

00:07:38: Und heute geht es interessanterweise sogar auch,

00:07:41: dass man die Rolle schlüpft, dass man die Rolle schlüpft.

00:07:43: Und bei der Person liegt es aber mehr daran,

00:07:46: dass sie in der echten Welt, also quasi die Welt,

00:07:49: in der sie eigentlich nicht in Rollen schlüpfen müsste,

00:07:51: immer in eine Rolle schlüpfen muss,

00:07:54: weil nämlich alle in ihrem Umfeld, also von der Person,

00:07:57: eigentlich auch die Identität von der Person absprechen.

00:08:00: Und an der Stelle kommt jetzt die Triggerwarnung.

00:08:03: Und dann würde ich sagen, wir steigen direkt mal in die Folge ein.

00:08:06: Es geht also erst mal Triggerwarnung.

00:08:09: Es wird heute um Geschlechtsdiskriminierung gehen

00:08:11: und darum, was für Erfahrungen Menschen machen müssen, die queer sind.

00:08:16: Und von der LGBTQI+-Community, also der Angehörn,

00:08:20: es wird unter anderem auch in diesem Kontext von, also um Gewalt gehen,

00:08:25: um Diskriminierung und eben alle Erfahrungen,

00:08:28: die man leider dann auch machen muss.

00:08:30: Wenn ihr euch dafür nicht bereit fühlt,

00:08:32: dann skip die Folge für heute oder holt euch jemanden dazu,

00:08:35: der euch da emotional helfen kann.

00:08:38: Und an der Stelle würde ich sagen, steigen wir direkt mal ein.

00:08:42: Das ist Papas ganzer Stolz.

00:08:44: Mit wahren Geschichten aus feministischer Perspektive.

00:08:49: (Dynamische Musik)

00:08:51: Helifax, Kanada, 1991.

00:09:06: "Aliot" weiß es, seit ihr vier war.

00:09:09: Damals geht er zur Vorschule des YMCA in der South Park Street

00:09:13: gegenüber vom Stadtpark.

00:09:15: Er wusste es einfach.

00:09:16: Nicht in einem Wissen, dass sich in Worte erklären lässt,

00:09:19: sondern vielmehr durch einen bewussten Sinn,

00:09:22: eine Empfindung, die so klar war,

00:09:24: dass er ihn nie wieder verlassen würde.

00:09:26: So klar, dass niemand es so richtig

00:09:29: in aller unverfälschten Deutlichkeit durch Worte auszudrücken vermag.

00:09:34: Dennoch weiß er es.

00:09:36: Fast automatisch läuft Elje zur Toilette,

00:09:39: um probiert im Stehen zu pinkeln,

00:09:41: weil er dachte, dass es eben besser zu ihm passt.

00:09:44: Und dann kam dann noch ein paar Jahre später, mit sechs,

00:09:47: dieses Gefühl den Mädchen gegenüber.

00:09:50: Er betrachtete sie, ganz besonders Jane,

00:09:53: und irgendwie versetzte es ihm einen Stich,

00:09:55: wie sie mit ihren langen brauen Haaren

00:09:58: und konzentrierten ruhigen Blick da saß

00:10:00: und im Kunstunterricht menschenweite.

00:10:02: Jane konnte das noch schöner als all die anderen Kinder.

00:10:06: Zu Hause denkt Elje viel an dieses besondere Mädchen, Jane.

00:10:10: Seine allererste Verliebtheit.

00:10:13: Aber nicht nur das.

00:10:14: Er wusste damals schon, dass er irgendwie nicht so war wie sie,

00:10:18: auch ohne Worte dafür zu haben.

00:10:21: Verträumt, blickt er zu seiner Mutter auf,

00:10:23: die gerade dabei ist, Geschirrtücher zusammenzulegen.

00:10:27: Mama, kann ich ein Junge sein?

00:10:29: Doch Elje's Mutter richtet ihren Blick fest auf das Geschirrtuch

00:10:33: und antwortet schnell, aber bestimmt.

00:10:35: Nein, Schätzchen, kannst du nicht.

00:10:37: Du bist ein Mädchen, dann schweigen.

00:10:41: Aber du kannst alles machen, was die Jungs machen.

00:10:44: Erst dann blickt sie eljet in die Augen.

00:10:47: Er kennt diesen Blick.

00:10:48: Es ist derselbe wie der, den sie macht,

00:10:50: wenn eljet sich das Jungsspielzeug beim Happy Meal wünscht.

00:10:54: Unbehagen, charm, Sorge, vielleicht sogar ein wenig Panik.

00:10:59: An der Stelle weißt du, um welchen eljet es heute geht?

00:11:06: Nee, ist das schlecht?

00:11:08: Okay, nein, ist es nicht.

00:11:10: Aber ich weiß, dass du ihn auf jeden Fall kennst.

00:11:13: Du wirst es auf jeden Fall noch herausfinden.

00:11:15: Es kann sein, dass du es jetzt nicht direkt weißt,

00:11:18: weil wir haben eljet als Person kennengelernt,

00:11:21: von der wir dachten, es wäre eine Frau.

00:11:24: Und deswegen, also, aber du wirst es auf jeden Fall noch erfahren.

00:11:28: Eljet, der wächst in Halifax in Kanada auf

00:11:32: und seine Eltern scheiden sich schon, als er zwei Jahre alt ist.

00:11:36: Er ist deshalb immer die eine Hälfte des Monats bei seinem Vater,

00:11:40: also bis zum 16. und die andere Hälfte bei seiner Mutter.

00:11:43: Warte mal, ich wollte vorerst vorab wissen,

00:11:45: in welchem Jahr wir uns befinden, warum die Mutter mit so krassem Unbehagen

00:11:49: auf so kindliche Fragen reagiert, weil es irgendwie übertrieben ist.

00:11:53: 1991?

00:11:55: Ich finde diese erste Direktion einfach weird.

00:11:58: Also, für einen Zeitalter in dem hat es so Transidentität

00:12:02: quasi noch so gar nicht so sehr bekannt war oder ist noch gar nicht so.

00:12:05: Jetzt ist ja die Öffentlichkeitsdebatte so groß,

00:12:08: dass wirklich jeder hin zum Kunst das irgendwie mitbekommt.

00:12:11: Ich frage mich, ob es damals auch schon so war.

00:12:14: Ich glaube, es gab natürlich schon immer queere Communities

00:12:17: und es gab auch schon immer Transmenschen,

00:12:20: aber die Sichtbarkeit ist ja auch nach wie vor extrem eingeschränkt.

00:12:23: Also, es ist halt die Frage, ob sie wirklich so bewusst dafür Angst hatte,

00:12:28: dass Eljet vielleicht ein Transjunge ist.

00:12:31: Weil letztendlich fragt er ja nur, kann ich ein Junge sein?

00:12:34: Und die Mutter sagt halt, nee, du bist halt ein Mädchen.

00:12:36: Also, es ist erst mal so eine Zuschreibung.

00:12:39: Und da ist halt die Frage, ob das so ...

00:12:41: Aber ich kann mir halt vorstellen bei denen,

00:12:43: weil die immer wieder in so Situationen kommen,

00:12:46: wo Eljet halt so explizit quasi danach fragt,

00:12:48: Jungssachen machen zu dürfen, Jungsspiezeuge haben zu dürfen.

00:12:51: Und das war ja damals schon ein Ding.

00:12:53: Mädchen hatten Mädchenspiezeuge, Jungsspiezeuge und so.

00:12:56: Oder halt auch Jungskleidung.

00:12:58: Und wenn sie halt so häuft,

00:13:00: ist, glaube ich, entsteht in der Mutter so ein Unbehagen.

00:13:03: Und auch eine Scham. - Ja, okay, ja voll.

00:13:06: Und zwar deswegen, weil ...

00:13:07: Und das sagt Eljet auch selber, weil er das Gefühl hatte,

00:13:10: seine Mutter hat sich immer gewünscht,

00:13:12: einfach eine Tochter zu haben, wie die anderen Mütter auch.

00:13:15: Ja, aber das ist voll problematisch. - Das kann Eljet ihr natürlich nicht geben.

00:13:19: Ja, voll, es ist maximal problematisch.

00:13:21: Okay. - Und ich find's aber auch voll krass,

00:13:24: weil das zeigt halt auch einfach, wie früh das einfach ...

00:13:27: Klar, dass es so früh schon anfängt.

00:13:29: Weil wir alle in diese Kategorien gepresst werden, ohne zu fragen.

00:13:32: Ja, wollte ich was sagen.

00:13:34: Aber wenn diese Kategorien gar nicht existieren würden,

00:13:37: dann wär der Leidensdruck bei so vielen Menschen viel geringer.

00:13:40: Weil dann würde er sich von Anfang an nicht dafür schämen,

00:13:43: was er ... Also weiß das, ich meine, dann würde er sein Ding machen.

00:13:47: Wer ist ... - Und müsste sich nicht so ...

00:13:49: schlecht dafür fühlen, dass er ist, wie er ist.

00:13:52: Ja, voll ist so.

00:13:53: Also, wie ihr euch jetzt schon wahrscheinlich alle denken könnt,

00:13:56: dass er als Mädchen gesehen wird.

00:13:58: Aber er weiß eben schon sehr früh, dass er kein Mädchen ist,

00:14:02: sondern ein Junge.

00:14:03: Und an der Stelle hab ich auch schon das erste Bild für dich.

00:14:06: Das kannst du dir mal angucken.

00:14:08: Oh, man ist das Kind süß.

00:14:10: Also, es sieht auch aus wie eine Junge in 'ner Mädchenkleid.

00:14:15: Ja, oder? - Es sieht aus, als hätte jemand mit Fotoshoppen

00:14:18: im Jungengesicht auf 'nen Mädchenkleid gesetzt.

00:14:21: Ja, total auch so irgendwie so ein bisschen männliche Gesichtsmerkmal.

00:14:25: Ich find' ich auch schon ...

00:14:27: kurze Haare, ist voll lieb, dass er kurze Haare haben darf, find ich.

00:14:31: Man muss ja leider auch drum kämpfen.

00:14:34: Trägt ein Blümchenkleid, so rosa Blümchen mit so 'nem Kragen

00:14:40: und so Plusterarm.

00:14:41: Hat aber auch so 'n Körperbau wie so 'n Junge irgendwie.

00:14:45: Also 'n bisschen kräftiger, aber nicht dickkräftig,

00:14:48: sondern so stark kräftig.

00:14:49: Große Hände und so. Ja, ist irgendwie süßes Bild.

00:14:53: Ja, ich find' es auch richtig süß.

00:14:56: Und eben, man sieht jetzt eben hier auch,

00:14:58: Elias Mutter lässt ihm viele Freiheiten,

00:15:00: aber er spürt dieses Unbehagen eben trotzdem.

00:15:04: Und er wird zum Beispiel eben auch dazu getränkt,

00:15:08: solche Blümchenkleider oder allgemein so Kleider zu tragen

00:15:11: oder Spangen in den Haaren zu haben.

00:15:13: Und er sagt, dass er das damals einfach schon nicht gemocht hat.

00:15:17: Also, er mochte das einfach nicht.

00:15:19: Und ja, also ...

00:15:21: eigentlich auch nicht so cool.

00:15:23: Und da fängt auch schon so seine Geschlechtsdysforie an.

00:15:26: Zur Klärung Geschlechtsdysforie, das ist halt eben der Stress.

00:15:30: Oder auch die mentale Belastung, die dadurch entsteht,

00:15:33: dass quasi das Umfeld nicht das Geschlecht wahrnimmt,

00:15:38: was du dir selber zuschreibst.

00:15:40: Das passiert in aller Regel dann,

00:15:42: eben wenn du mit Uterus und Vulva geboren wirst

00:15:45: und man dir deswegen zum Beispiel das Geschlecht weiblich zuschreibt

00:15:48: und du dich halt eben als Junge fühlst oder andersrum.

00:15:51: Kann aber eben auch passieren,

00:15:53: wenn du zum Beispiel verdeckte Geschlechtsorgane hast.

00:15:56: Also, es gibt zum Beispiel Menschen, die werden mit Penis geboren.

00:16:00: Und bei denen ist dann plötzlich in der Pubertät entstehen Brüste.

00:16:04: Und dann untersucht man das und merkt,

00:16:06: dass sie sowohl einen Penis als auch ein Uterus hatten.

00:16:09: Und dann merken sie, dass halt quasi ...

00:16:11: Also, die haben sich dann auch oft schon immer

00:16:14: als Mädchen gefühlt oder als Frau gefühlt.

00:16:16: Und dann merken sie halt eben auch so,

00:16:18: dass sie da und daran und können dann auch

00:16:21: geschlechtsangleichende Operationen durchführen.

00:16:24: Und wirklich, es gibt alle, alle, alle möglichen Kombinationen

00:16:27: von Geschlechtsorganen, von Chromosomen.

00:16:30: Also, es kommt alles in der Natur, in der Biologie,

00:16:33: kommt alles, alles, alles vor.

00:16:35: Und oft fällt es halt eben gar nicht auf.

00:16:38: Oft fällt es dann erst im hohen Alter auf.

00:16:41: Und so weiter und so fort.

00:16:43: Und wie gesagt, er jetzt ...

00:16:45: Biologie, Argument ist ja einfach nur kompletter Bullshit,

00:16:48: weil alles, was existiert, ist ja Biologie.

00:16:52: So, also, es ist einfach nur Rassen mit jene oder so,

00:16:55: neu aufgefrischt.

00:16:56: Absolut, das ist sogar so.

00:16:58: Also, ich hatte jetzt gestern auch erst eine Vorlesung

00:17:01: zur Geschlechtskategorien und in der Soziologie,

00:17:04: also Studiersoziologie, und da geht man jetzt inzwischen davon aus,

00:17:07: dass wirklich alles, alles, alles, was mit Geschlechts zu tun hat,

00:17:11: kulturell geprägt wurde.

00:17:13: Also, sogar körperliche Unterschiede wurden kulturell geprägt.

00:17:16: Man hat zum Beispiel untersucht, warum Männer immer größer sind,

00:17:20: also größer sind als Frauen.

00:17:22: Und man weiß inzwischen, dass es dadurch entstanden ist,

00:17:25: dass Männer in der Geschichte auch immer das bessere

00:17:27: und nahhaftere Essen bekommen haben.

00:17:29: Und dadurch eben auch die kräftigere und auch größere Statur bekommen haben.

00:17:34: Also mega, mega interessant.

00:17:35: Und was ich noch sagen, was ich da noch wichtig finde,

00:17:38: wenn du immer sagst, man muss groß sein,

00:17:41: ist auch ein Selektionsvorteil.

00:17:43: Die meisten Frauen wollen keinen Freund, der kleiner ist als sie.

00:17:46: Also, es ist ja auch einfach dann so ein Selektionsvorteil groß.

00:17:50: Das ist ja auch eben kulturelle Prägung.

00:17:52: Ja, eben. - Voll.

00:17:53: Genau, weil kulturell hervorgegeben wird,

00:17:55: dass Schönheit ist sozusagen.

00:17:57: Ja. - Voll.

00:17:58: Sorry, wir müssen das noch kurz abschießen,

00:18:00: weil so ein paar körperliche Merkmale gibt es trotzdem.

00:18:03: Also, dass alle körperlichen Merkmale,

00:18:05: das stimmt ja auch nicht zu 100 Prozent.

00:18:07: Wird es das noch mal irgendwie einordnen?

00:18:10: Ja.

00:18:11: Also, klar, es gibt natürlich sekundäre und primäre Geschlechtsmerkmale.

00:18:16: Also, zum Beispiel bilden sich bei Menschen mit Uterus,

00:18:19: mit der Pubertät dann auch Brüste aus,

00:18:21: was eben auch hormonell bedingt ist.

00:18:23: Und natürlich gibt es dann diese Unterschiede so, mehr oder weniger.

00:18:27: Aber das wir uns dazu entscheiden,

00:18:30: dass eine männlich und das andere weiblich zu nennen,

00:18:32: ist eine kulturelle Entscheidung.

00:18:34: Wobei das ja auch ... - Und das ist mit Dekorizierung.

00:18:37: Ja.

00:18:39: Also, es gibt ja auch Männer mit Brüsten,

00:18:41: bzw. Frauen mit ganz kleinen Brüsten.

00:18:43: Und es gibt ja auch Frauen mit einer großen Clitoris

00:18:45: und welche mit einer kleinen.

00:18:47: Es geht ja schon ein bisschen so ineinander über.

00:18:51: Geht eineinander über, ja. - Ja.

00:18:53: Voll, ja, ist so. - Stimmt.

00:18:55: Bei Elliot ist es jetzt so, wenn er darüber nachdenkt

00:18:58: oder sich Gedanken darüber macht,

00:19:00: dass er ein Mädchen sein sollte,

00:19:02: dann kann er das wirklich gar nicht fassen.

00:19:05: Das konnte einfach nicht wahr sein.

00:19:07: Warum seien eine vollkommen andere Person in ihm als er selbst?

00:19:10: Dabei war er doch ein Junge.

00:19:13: Wie konnte es sein, dass alle anderen das nicht sehen?

00:19:16: Elliot fühlt sich im Außen so fremd und zu tiefst

00:19:19: in seine Identität gegäsleitet,

00:19:21: dass er am liebsten für sich bleibt.

00:19:23: Nach der Schule rennt er ins Haus, ruft seiner Mama noch zu,

00:19:26: "Mam, ich hab jetzt allein Spielzeit."

00:19:28: Und verschwindet dann in seinem Zimmer,

00:19:30: um einfach er selbst sein zu können.

00:19:33: Sobald die Zimmertür zu ist,

00:19:35: ist Elliot weit weg von all den Ansprüchen und Normen,

00:19:38: die sonst an ihn gestellt werden.

00:19:40: Stundenlang spielt er dann Identitäten, die er gerne wäre.

00:19:44: Abenteuergeschichten, gefährliche Reisen,

00:19:47: romantische Liebesgeschichten.

00:19:49: Er schreibt Liebesbriefe oder Briefe

00:19:51: aus seiner Abenteuerreise an Bekannte.

00:19:54: Die Geschichten sind so bunt,

00:19:56: wie die Fantasie von einem Kind nur sein kann.

00:19:58: Doch sie hatten immer zwei Gemeinsamkeiten.

00:20:02: Immer, weil Elliot in ein Mädchen verliebt,

00:20:05: und immer war er ein Junge.

00:20:07: Und dann öffnet er die Zimmertür wieder

00:20:09: und es erdrückt ihn wie ein Schlag.

00:20:11: Jetzt hat er ein Mädchen zu sein.

00:20:13: Jetzt hat er Jungs zu lieben,

00:20:15: so wie man es in dieser weit größeren Welt eben muss.

00:20:20: Also, diese normative Welt, die ist so ganz anders,

00:20:25: als das Innenleben von Elliot.

00:20:27: Und das äussert sich in zahlreichen Augenblicken.

00:20:29: Wir haben ja vorhin schon über die Mutter gesprochen,

00:20:32: dass sie reagiert, wenn Elliot ihn so sie das fragt.

00:20:35: Aber auch zum Beispiel das mit dem Happy Meal, so eine Situation.

00:20:40: Zum Beispiel fragt auch die Großmutter von Elliot,

00:20:43: also Vater, väterlicherseits,

00:20:45: was der Vater eigentlich machen würde,

00:20:47: wenn Elliot lesbisch wäre.

00:20:49: Also irgendwie scheint das Umfeld schon auch so zu registrieren.

00:20:54: Elliot passt nicht so ganz in die Normen.

00:20:56: Und ich finde, hier wird auch so ein bisschen klar aus,

00:20:59: wie das Umfeld von Elliot eingestellt ist,

00:21:02: nämlich schon eher so konservativer.

00:21:04: Auch wenn die Mutter ihm versucht, viele Freiheiten zu geben.

00:21:08: Körperlich unterscheidet er sich trotzdem aber kaum von anderen Jungen.

00:21:12: Das ist ja auch bei Kindern einfach voll oft so.

00:21:15: Ich weiß nicht, bei dir ist ja bei deinem Sohn

00:21:18: auch so, dass er voll oft als Mädchen gelesen wird.

00:21:21: Einfach bei Kindersicherheit kaum unterscheiden.

00:21:24: Einfach nur, weil er längerer Haar hat.

00:21:26: Aber auch nicht mal richtig lang, nur so ein bisschen lang.

00:21:29: Na ja, und er trägt jetzt zum Beispiel auch manchmal Kleider.

00:21:33: Also das ist ja alles bei euch erlaubt und nicht jeder registriert.

00:21:37: Bei Kindern kann man einfach das Geschlecht nicht sehen,

00:21:40: meiner Meinung nach. Man sieht es einfach nicht so richtig.

00:21:43: Man sieht es schon manchmal vom Körperbau.

00:21:45: Man sieht es manchmal so ein bisschen ...

00:21:48: Ich finde, Jungs sind manchmal schon ein bisschen stabiler.

00:21:51: Das hat man auch bei den Babys gesehen.

00:21:53: Die Kleine, die war mit acht Monaten so groß ...

00:21:56: Der Große war mit acht Monaten so groß wie die Kleine mit 1,5 Jahren.

00:22:00: Man merkt das schon, aber nicht zwangsweise.

00:22:03: Wobei das jetzt nur bei euren Kindern so ist.

00:22:05: Man kann das merken, aber nicht zwangsweise.

00:22:08: Ja, voll, voll ist so.

00:22:10: Er wird jetzt auch immer als Junge gelesen.

00:22:13: Natürlich nicht von den Menschen, die erkennt,

00:22:16: aber vor allem fremde Menschen nennen die so hey, kleiner.

00:22:19: Für ihn ist das komplett fein, weil das seine Identität ist.

00:22:22: Und wie wir wissen, oder ich weiß es,

00:22:26: du weißt es irgendwie noch nicht,

00:22:28: aber Elliot Page wird noch ein sehr berühmter Schauspieler.

00:22:31: Das beginnt jetzt auch.

00:22:33: Ist Page auch sein Nachname? Müß ich das nicht checken?

00:22:36: Ja, also Elliot ist halt auch nicht der Vorname,

00:22:39: mit dem wir ihn kennengelernt haben.

00:22:42: Aber vielleicht kennst du auch einfach den Schauspielname nicht,

00:22:46: aber du wirst auf jeden Fall einen Film von ihm kennen.

00:22:49: Ich bin mir da so sicher, weil es war mein Lieblingsfilm.

00:22:53: Wir haben den auch auf DVD zu Hause.

00:22:55: Wir haben den auch schon gemeinsam angeguckt.

00:22:58: Aber das kommt alles noch, ne?

00:23:00: Jetzt sei ja noch ein Kind.

00:23:02: Nee, Elliot.

00:23:03: Der heißt Elliot im Film, ja.

00:23:06: Aber Elliot hat natürlich in ...

00:23:08: Also leider hat Elliot immer Frauenrollen bekommen.

00:23:12: Also, weil er eben als Mädchen gelesen wird.

00:23:15: So oder so beschränkt sich diese Schauspielkarriere

00:23:18: jetzt erst mal im Grundschulalter

00:23:20: auf zwei kleinere Theateraufführungen.

00:23:22: Und das ist irgendwie ganz süß.

00:23:24: Da spielt Elliot auf der Bühne jetzt eine Taube.

00:23:27: Irgendwie find ich das so süß, die Taube.

00:23:30: Und er ist dabei so aufgeregt,

00:23:32: dass er den einzigen Satz, den er überhaupt sagen muss, vergeigt.

00:23:35: Und er vergeigt den an und sagt dann noch so,

00:23:38: "Ups, und dann lacht er ganze Saal."

00:23:40: Und ...

00:23:41: Also irgendwie so wirklich so richtig,

00:23:43: wie man sich das so vorstellt bei so einem Grundschultheater.

00:23:47: Und schon seine zweite Rolle,

00:23:48: also er bekommt dann noch eine zweite Rolle im Grundschultheater.

00:23:52: Und dann kann er die Hauptrolle spielen.

00:23:54: Und das ist Charlie in Charlie und die Schokoladenfabrik.

00:23:57: Und sein Herz, das macht jetzt einen riesigen Sprung,

00:24:00: als er erfährt, dass er nicht nur die Hauptrolle,

00:24:03: sondern dazu auch noch einen Mann spielen darf.

00:24:06: Also, das ist für ihn jetzt wirklich das größte.

00:24:08: Bei der Vorführung verwandelt sich jetzt die Bühne

00:24:11: in seinen Etagenbett im Kinderzimmer,

00:24:13: in dem er ja immer so Abenteuer gespielt hat.

00:24:16: Und als Charlie taucht er jetzt ein in die Abenteuer

00:24:19: der Schokoladenfabrik und wirkt ganz zu seiner Rolle

00:24:22: dessen fühlt er sich natürlich und frei in seiner Rolle.

00:24:25: Noch viel natürlicher und freier,

00:24:27: als er es in der Rolle des kleinen Mädchens,

00:24:29: dass er sonst spielen muss, fühlt.

00:24:31: Leider muss er dieses kleine Mädchen auch wieder spielen,

00:24:34: soweit er die Bühne verlässt.

00:24:36: Doch jetzt gerade zählt das noch nicht.

00:24:39: Denn das Publikum, das tobt und es klatscht

00:24:41: und ist begeistert von der Leistung,

00:24:43: die Elliot gerade vollbracht hat.

00:24:45: Und während er der Menge beim Applaudieren zusieht

00:24:48: und sich verneigt, fragt er sich noch,

00:24:50: ob sie eigentlich sein wahres Ich erkennen würden.

00:24:53: Und 1996, also, dass Elliot jetzt neun Jahre alt,

00:24:59: besucht John Dunsworth seine Schule.

00:25:02: Und John Dunsworth, der geht jetzt in den Musikunterricht

00:25:05: und fängt dort eben die Schüler*innen ab.

00:25:08: Er ist Schauspieler und auch Casting-Agent.

00:25:11: Und der möchte jetzt die Schüler*innen

00:25:13: für den neuen CBC-Film der Woche casten.

00:25:17: Elliot, der ist jetzt ganz aufgeregt,

00:25:19: als er vortreten muss, um sein Können unter Beweis zu steinen.

00:25:22: Kannst du einmal so tun, als hättest du dich im Wald verirrt?

00:25:26: Elliot dreht den Kopf abrupt nach links und rechts,

00:25:29: sieht sich erschrocken um, versinkt ganz in der Emotion,

00:25:32: der Panik ganz in der Dunkelheit, die ihn jetzt umgibt.

00:25:35: In seiner Fantasie bricht die Nacht herein,

00:25:37: während Elliot einsam und verlassen durch den Waldirrt,

00:25:40: sich nach allen Geräuschen umsieht und zusammenzuckt,

00:25:43: sobald ihn etwas erschrickt.

00:25:45: Danzworth unterbricht Elliot und wirft ihn aus seiner Rolle.

00:25:49: Das war prima.

00:25:50: Jetzt probieren wir es mal ohne Bewegungen.

00:25:53: Kannst du mir das noch mal zeigen, aber nur mithilfe deiner Gefühle?

00:25:57: Und Elliot, der schreibt jetzt auch ganz ehrlich,

00:25:59: dass er gar nicht wusste, was der von ihm will.

00:26:02: Aber irgendwas scheint er richtig gemacht zu haben,

00:26:04: denn er wird tatsächlich ausgewählt

00:26:06: und darf jetzt beim Film Pit Pony mitspielen.

00:26:10: Und auch da habe ich ein Bild für dich dabei.

00:26:13: Und jetzt erkenne ich ihn mein Zoo.

00:26:16: Also kann es schon sein.

00:26:17: Den Film kennst du nicht, der Film, den ich gemeint habe.

00:26:20: Der kommt später.

00:26:21: Das ist jetzt nur der erste Film.

00:26:24: Aber ich finde, es hat schon erste Ähnlichkeiten

00:26:27: auf jeden Fall zu der Person.

00:26:30: Außer, dass man jetzt weiblich ist.

00:26:33: Aber das ist jetzt eben auf jeden Fall eindutig weiblich gelesen

00:26:37: und lange braune Haare.

00:26:39: In dem Fall durfte er sich die Haare dann auch nicht mehr abschneiden.

00:26:42: Und dann trägt ein blaues Kleid, ein blauen Polova und so ein weißes Kleid.

00:26:47: Das ist so ein Film, der ein Foto und ein Film ist.

00:26:51: Und so sieht man, dass es schon ein bisschen älter ist.

00:26:54: Ja.

00:26:55: Genau, also Elliot, der spielt Maggie MacLean.

00:26:59: Das ist so die Rolle der kleinen Schwester.

00:27:01: Und das mit dem Kleid, das fand ich ganz spannend,

00:27:05: weil er trägt tatsächlich zwei Kleider.

00:27:07: Also dieser blaue Polova in Anführungsstrichen.

00:27:10: Das ist eigentlich ein Unterkleid.

00:27:11: Und über diesem Unterkleid trägt er noch dieses begenene Kleid.

00:27:15: Und er findet das richtig verwirrend.

00:27:17: Und er ist so, Junge, ich hasse es schon nur ein Kleid zu tragen.

00:27:20: Warum soll ich jetzt zwei Kleider tragen?

00:27:22: Das ist so, er findet es wirklich gar nicht geil.

00:27:24: Aber ist das so ein Film, der in einer anderen Zeit spielt?

00:27:27: Oder ja, oder?

00:27:28: Ja, also das ist ja auch noch eine andere Zeit.

00:27:31: Also wir sind noch in den 90er Jahren.

00:27:34: Ja, da sind wir geboren.

00:27:35: So lange ist das jetzt nicht her.

00:27:36: Da hat man nicht zwei Kleider übereinandergetragen.

00:27:39: Das spielt auch schon in einer anderen Zeit

00:27:41: und auch so ein bisschen konservativer.

00:27:44: Und er findet dieses Kleid verwirrend.

00:27:46: Und er muss tatsächlich für die Dreharbeitende Perücke tragen.

00:27:51: Ah, okay.

00:27:52: Also er hat theoretisch noch kurze Haare.

00:27:54: Aber er wird sich auch nach dem Dreh die Haare wachsen lassen,

00:27:57: weil er findet die Perücke wirklich richtig grauenhaft.

00:28:00: Weil die richtig joggt und er will die auch eigentlich nicht tragen.

00:28:04: Aber er muss halt.

00:28:05: Und so sieht es eben aus, als hätte er lange Haare.

00:28:08: Das ist auch voll seiner Haare.

00:28:10: Voll, ja.

00:28:11: Also der Film, der wird jetzt auch erst mal so als Ausnahme gesehen.

00:28:15: Also das ist halt so, keine Ahnung,

00:28:18: wir werden jetzt halt ein Zehnjähriges bei irgendeinem Film mitmachen.

00:28:21: Dann geht man jetzt noch nicht davon aus,

00:28:23: dass er dann so ein Weltstar wird.

00:28:25: Aber eben ist es schon trotzdem was sehr Besonderes

00:28:28: auch für das Umwelt.

00:28:29: Bis er zehn Jahre alt ist,

00:28:31: beschreibt Elliot auch selber,

00:28:33: dass alles verhältnismäßig noch okay für ihn läuft.

00:28:36: Er ist schon drüber gesprochen, körperlich unterscheidet er sich

00:28:40: wirklich kaum von Jungen.

00:28:42: Und das ist ja auch allgemein so.

00:28:45: Wie gesagt, darüber haben wir schon gesprochen.

00:28:48: Und die äußerlichen Merkmale, die lassen sich noch ganz gut anpassen.

00:28:51: Er trägt halt Kleidung aus der Jungsabteilung

00:28:54: und hat halt seine kurzen Haare und so.

00:28:56: Trotzdem besteht eben, also es belastet ihn trotzdem,

00:28:59: wenn er dann mal weibliche Kleidung tragen muss.

00:29:02: Zum Beispiel für Familienfeiern und so weiter und so fort.

00:29:05: Er ist gar nicht wohl.

00:29:07: Und er sagt auch, es ist ganz schwierig,

00:29:09: Geschlechtsdysphorie zu beschreiben.

00:29:12: Er beschreibt es halt so,

00:29:14: als wie so ein Überbewusstsein für die Kleidung,

00:29:16: die man trägt, für die Haut, in der man steckt.

00:29:18: Man kann es gar nicht ausschalten.

00:29:20: Man fühlt sich die ganze Zeit irgendwie

00:29:23: in etwas reingekwetscht, was man gar nicht ist.

00:29:25: Das ganze Umfeld sieht dich so, wie du gar nicht bist.

00:29:28: Und das ohne, dass du irgendwas machst.

00:29:30: So, ne?

00:29:32: Und das ist ein sehr erdrückendes und beklemmendes Gefühl.

00:29:35: Es geht auch sehr in die Tiefe.

00:29:37: Und ich fand es halt voll krass, weil er ist halt zehn.

00:29:40: Und muss schon mit solchen Sachen sich auseinandersetzen.

00:29:43: Und muss sich so fühlen.

00:29:45: Und wenn ich darüber nachdenke, wie ich mich als zehnjährige gefühlt habe,

00:29:49: dann war das halt viel freier, als das, was Elliot hier erzählt.

00:29:52: So.

00:29:54: Frag ich mich aber auch viel.

00:29:56: Wie fängt das dann auch wieder damit zusammen?

00:29:58: Das hat eben auch in so eine starre Rolle gepresst wurde.

00:30:01: Also, oder hängt ganz sicher damit zusammen, ne?

00:30:03: Absolut.

00:30:04: Und das ist ja auch eine sehr gute Sache.

00:30:06: Also, ich bin nicht derjenige, der hier ist.

00:30:08: Und ich bin auch derjenige, der hier ist.

00:30:10: Und ich bin auch derjenige, der hier ist.

00:30:13: Und ich bin auch derjenige, der hier ist.

00:30:15: Und ich bin auch derjenige, der hier ist.

00:30:17: Und ich bin auch derjenige, der hier ist.

00:30:19: Und ich bin auch derjenige, der hier ist.

00:30:21: Und ich bin auch derjenige, der hier ist.

00:30:23: Und ich bin auch derjenige, der hier ist.

00:30:25: Und ich bin auch derjenige, der hier ist.

00:30:27: Und ich bin auch derjenige, der hier ist.

00:30:30: Und ich bin auch derjenige, der hier ist.

00:30:32: Und ich bin auch derjenige, der hier ist.

00:30:34: Die scharmen darüber, das Gefühl nicht wirklich in das Team zu gehören,

00:30:37: vermischen sich nun mit abfälligen Blicken.

00:30:40: Blicke vom Schiedsrichter der "AiJet-Anschreit"-Jungs

00:30:43: dürften hier nicht mitspielen.

00:30:44: Blicke von Mitschülerinnen, die es komisch finden,

00:30:47: dass "AiJet" irgendwie anders ist.

00:30:49: Blicke von den Lehrer*innen, die "AiJet" in eine Identität pressen wollen,

00:30:53: die nicht sein ist.

00:30:56: Doch all das ist nichts im Vergleich zu dem,

00:30:58: was jetzt noch folgen sollte.

00:31:00: Ohne dass "AiJet" sich dagegen wehren kann,

00:31:03: beginnt sein Körper sich zu verändern.

00:31:05: Das Gewicht verlagert sich auf unerklärliche Weise so,

00:31:08: dass ihm die Klamotten aus der Jungsabteilung

00:31:10: plötzlich nicht mehr passen.

00:31:12: "AiJet" blickt an sich herab, aber er erkennt sich gar nicht mehr wieder.

00:31:16: Er verwandelt sich nicht in sich selbst,

00:31:18: sondern in ein Selbst, das er gar nicht kennt.

00:31:22: Auch dann, wenn andere das nicht sehen.

00:31:25: Aber er kann es sehen und er leidet jetzt auch sehr stark darüber.

00:31:29: Und irgendwie hört es jetzt auch ein bisschen auf,

00:31:33: dass er von seiner Mutter aus einfach so sein darf,

00:31:36: wie er ist.

00:31:38: Also die Mutter presst ihn jetzt irgendwie in was rein.

00:31:42: Ich finde auch, also entspricht, glaube ich, auch sehr dem Zeitgeist,

00:31:45: weil mit der Pubertät ist so dieses Schonfrist quasi vorbei.

00:31:49: Und dann müssen Frauen halt sein, wie sie sind sozusagen.

00:31:52: Also, weißt du was ich meine?

00:31:54: Ich glaube, bei Kindern wird immer das,

00:31:56: dass der ist halt ein Kind, aber sobald dann halt so die Pubertät einsetzt,

00:31:59: und ich glaube, viele so, naja, aber jetzt ...

00:32:02: Wird jetzt ja nicht lesbisch sozusagen, also sobald.

00:32:05: Ja. - Ja.

00:32:07: Ja, also, "AiJet", der hat jetzt auch so das Gefühl,

00:32:11: vollkommen allein zu sein und denkt auch, dass es an ihm liegt.

00:32:14: Also, so, ich würde auch sagen, und ich glaube,

00:32:18: das trifft auch bei eigentlich keinen Transmenschen zu,

00:32:21: dass die sich nicht genug angestrengt haben,

00:32:23: das zu akzeptieren, wer sie sind.

00:32:25: Also, alles in Anführungsstrichen,

00:32:28: wo man sagt, dass du ein Junge bist und nicht akzeptierst,

00:32:31: machst du ja genau das Gegenteil, aber von außen tun alle so,

00:32:34: als wäre er eigentlich ein Mädchen, und deswegen hat er das auch zu sein.

00:32:37: Und er strengt sich jetzt aber auch an, ein Mädchen zu sein,

00:32:40: aber er schafft es einfach nicht.

00:32:43: Er fühlt sich da so unwohl, er merkt einfach, das ist er einfach nicht.

00:32:46: Und ihm fehlen auch queere Vorbilder.

00:32:48: Er kennt zum Beispiel nur zwei homosexuelle Menschen,

00:32:51: und auch die sieht er halt nur so voll selten.

00:32:53: Also, auch hier und auch die Repräsentationen in den Medien,

00:32:56: so, und trotzdem ist es natürlich auch so ein Prozess,

00:33:02: ein langsamer Prozess, die Pubertate kennen wir ja auch,

00:33:04: ist auch ein langsamer Prozess, und noch gibt es auch so Lichtblicke.

00:33:08: Und diese Lichtblicke, die geben meiner Meinung nach

00:33:11: auch sehr viel Hinweis darauf, was hier eigentlich das Problem ist.

00:33:15: Und so ein Lichtblick erzähle ich dir jetzt mal.

00:33:17: Die Augenblicke, in denen er jetzt sich wirklich frei fühlt,

00:33:21: werden immer seltener, aber es gibt sie noch.

00:33:25: Im Sommer trifft er jetzt sich gemeinsam mit den anderen Jungs

00:33:28: bei ihrem Freund Tim zum Kicken.

00:33:30: Irgendwann holt Tims Vater einen Planschbecken und lässt das Wasser ein.

00:33:34: Als er jetzt in seinem Rucksack kramt,

00:33:38: merkt er, dass er seinen Baderanzug nicht dabei hat.

00:33:41: Und der Baderanzug, das ist sein Kleidungsstück,

00:33:44: ist der, ohnehin über alles hast.

00:33:46: Also, er hasst es und er muss es trotzdem anziehen,

00:33:49: also er wird dazu gezwungen.

00:33:51: Und Schwimmshorts da hingegen, die liebt er.

00:33:54: Also, das ist irgendwie ganz süß.

00:33:56: Er sagt sogar, alleine das Wort Schwimmshorts auszusprechen,

00:34:00: fühlt sich für ihn großartig an.

00:34:02: Also, er liebt es einfach irgendwie.

00:34:04: Und als er dann dem Vater von Tim sagt,

00:34:06: dass er eben keine Badesachen dabei hat,

00:34:08: bietet der Vater ihm an, eine Badehose von Tim

00:34:10: oder seinem Bruder auszuleihen.

00:34:12: Elliot folgt ihm jetzt ins Haus, wo der Vater von Tim kurz darauf

00:34:16: mit einer kleinen, roten Speedobadehose

00:34:19: aus einem der Kinderzimmer herauskommt.

00:34:21: Er schreckt die Badehose Elliot jetzt entgegen,

00:34:24: deren weiße Bänder in der Luft baumeln,

00:34:26: als würden sie ihm freudig zuwinken.

00:34:28: Hier, die kannst du anziehen.

00:34:30: Stolz verschwindet Elliot mit der Hose im Badezimmer,

00:34:33: knallt hastig die Tür zu, vielleicht auch ein bisschen zu hastig.

00:34:36: Also, er ist so aufgeregt und zieht sich ganz schnell um,

00:34:40: so schnell wie es nur geht.

00:34:41: Stolz klettet er mit angezogener Badeshort auf den Klodeckel

00:34:45: und bewundert im Spiegel das, was er da sieht.

00:34:48: Als er das Haus wieder verlässt, hat der Garten sich verändert.

00:34:52: Ihm ist völlig egal, wie er aussieht.

00:34:54: Was zählt, ist nur noch, dass er gemeinsam mit seinen Freunden

00:34:57: im Wasser herumtoben und den Tag genießen kann.

00:35:00: Eigentlich hatte sich gar nichts geändert,

00:35:02: nur seine Laune war anders, besser.

00:35:05: Sein Kopf war ruhig.

00:35:07: Die unsichtbare Mauer zwischen ihm, seinem Körper

00:35:09: und seinen Freunden war plötzlich verschwunden.

00:35:12: Und als er am Abend dann zu Hause in seinem Bett liegt,

00:35:15: flüstert ein kleiner, aber doch mächtiger Gedanke ihm zu.

00:35:19: Ab jetzt vergesse ich immer meinen Badeanzug.

00:35:22: (Lockere Musik)

00:35:24: Aber hat er schon Brüste? Wie alt ist er?

00:35:28: Na ja, da ist er auch so ungefähr so zehn, elf.

00:35:31: Also, es fängt jetzt langsam an.

00:35:33: Auch so, das ist ja auch nicht alles.

00:35:35: Also, zum Beispiel, die Hüfte verändert sich ja auch so ein bisschen.

00:35:39: Er beschreibt auch, wie sich die Fettverteilung verändert.

00:35:42: Aber ich find das halt so interessant,

00:35:45: weil er beschreibt ja, wie er in dem Moment,

00:35:47: wenn er diese Bade-Short anhört,

00:35:49: wie er dann die Kleidung vergessen kann.

00:35:52: Und das find ich irgendwie so interessant.

00:35:54: Und das gibt halt so einen krassen Hinweis auf seine Identität.

00:35:58: Und trotzdem scheint das Umfeld, also klar, Tims Vater,

00:36:01: so der scheint da lockerer zu sein auch, als die eigene Familie.

00:36:06: Aber irgendwie wollen wir sein Umfeld das nicht sehen

00:36:11: oder es ihm austrichtern.

00:36:12: Vor allem auch jetzt gerade bei Tims Vater,

00:36:15: was ist denn auch dabei im Kind?

00:36:17: Für dich bei meiner Tochter genauso, war das voll komisch.

00:36:20: Du musst jetzt einen Baderantzug tragen.

00:36:22: Ich find ich eh weird bei so kleinen Kindern.

00:36:25: Das ist ja auch so ein bisschen Sexualisierung von Kindern.

00:36:28: Also unsere Gesellschaften, mega.

00:36:30: Es ist ja auch so, ne?

00:36:32: Warum dürfen ...

00:36:34: Also, ich weiß auch nicht, ich find's irgendwie ...

00:36:37: Ich find's einfach komisch.

00:36:39: Mir ist halt auch bei der Recherche,

00:36:41: ist mir auch schon aufgefallen, dass ich das Gefühl hab,

00:36:44: bei Männern ist es noch viel starrer als bei Frauen.

00:36:47: Ich bin jetzt hier, auch jetzt gerade,

00:36:49: irgendwie in der Trainingshose von meinem Freund.

00:36:52: Und fühl mich irgendwie voll wohl damit

00:36:54: und würde damit auch rausgehen und so.

00:36:57: Aber so Chris auf der anderen Seite

00:36:58: würde, glaub ich, jetzt nicht einfach irgendwas von mir anziehen.

00:37:02: Und damit rausgehen. - Aber er ist auch viel zu groß.

00:37:05: Auch weil er irgendwie viel größer ist als ich.

00:37:08: Aber irgendwie trotzdem auch so weiblich konnotierte Kleidung

00:37:12: würde er jetzt wahrscheinlich,

00:37:14: also dann auch sehr weiblich,

00:37:16: weil ich so Kleid z.B. würde er nicht tragen.

00:37:18: Während ich schon safe mit Jeans tragen würde.

00:37:20: Aber das ist halt so crazy,

00:37:22: weil ich find's auch wahnsinnig unattraktiv,

00:37:24: weil ich's gar nicht gewohnt bin.

00:37:26: Und ... - Was genau jetzt?

00:37:28: Wenn Martin jetzt 'ne Kleid anziehen würde,

00:37:30: ich find's nicht schön. - Echt?

00:37:32: Also ganz ehrlich nicht.

00:37:34: Ich fands cool, wenn die Männer so bauchfrei tragen oder so.

00:37:38: Aber ich muss sagen, da merkt man halt schon,

00:37:40: okay, Hosen bei Frauen gibt's halt jetzt einfach schon sehr lange.

00:37:44: Und jetzt wirklich dafür kämpfen, dass die sich halt ...

00:37:47: Weil ich dann auch wieder denke,

00:37:48: gerade so dieser Style mit, dass Männer so viel Rosa tragen.

00:37:51: Das ist so funny, ne?

00:37:53: Weil das ist alles schon gewesen in den 70ern.

00:37:55: Da waren die Männer viel weiblicher.

00:37:57: Viel und dieses ganze Männlichkeitsbild, was von den Nazis kommt,

00:38:01: das kommt jetzt ja erst so richtig in der Gesellschaft an

00:38:04: mit den Alpha-Mails und so.

00:38:06: Das ist ja schön, dass so spannend,

00:38:07: weil die Gesellschaft denkt immer so, die sagen irgendwas,

00:38:11: wir müssen so und so sein, auch Geschlechter rollen.

00:38:14: Man wollte, dass es so strikt ist. - Ja, voll voll.

00:38:16: Und jetzt auf einmal ist es so strikt.

00:38:18: Ich glaube, seit 2001 arbeiten so viele Frauen wie noch nie nicht.

00:38:23: Also Mütter.

00:38:24: Immer mehr Mütter rollen auf zu arbeiten.

00:38:26: Man würde ja eigentlich denken, es geht in die andere Richtung,

00:38:30: aber es ist eben genau nicht so.

00:38:32: Das finde ich halt alles so spannend.

00:38:34: Immer auch diese Geschlechterrollen immer starrer werden,

00:38:37: anstatt dass sie sich auflockern. - Aufbröckeln.

00:38:40: Ja, und irgendwie gibt's ja ...

00:38:42: Es sind ja so zwei gleichzeitig.

00:38:44: In den einen Kreisen wird's immer lockerer,

00:38:46: und in anderen gar nicht.

00:38:48: Also, keine Ahnung, bei mir ist es ganz ...

00:38:50: Okay, ich kann mir jetzt Christ nicht in einem Kleid vorstellen,

00:38:53: weil er einfach noch nie eins getragen hat.

00:38:56: Aber ich folge auch so ein paar Männern,

00:38:58: die gerne Kleider tragen, und ich find's ehrlich gesagt ultra hot.

00:39:02: Ich schaue mir das immer an, und ich find's halt so richtig heiß.

00:39:05: Aber das ist ja auch dann wieder so individueller Geschmack.

00:39:09: Also, ist ja auch voll okay.

00:39:11: Ist das nicht? Ist das einfach Sozialisierung?

00:39:13: Weißt du, dass es einfach, weil man's nicht gewohnt ist?

00:39:16: Weil man denkt, so Nehmännlichkeit ist halt so anders.

00:39:19: Man soll halt stark sein oder keine Ahnung was.

00:39:22: Oder kurze Haare sind attraktiv bei meinen, keine Ahnung was.

00:39:25: Es ist einfach sozialisiert, weil man's nicht gewohnt ist.

00:39:29: Ich bin's halt einfach nicht gewohnt, wirklich gar nicht.

00:39:32: Wenn ich quasi ein Mann sehen würde, der halt sich weiblich kleidet,

00:39:35: dann würde ich halt ...

00:39:37: Ich fänd's an ihm nicht hässlich,

00:39:39: und dann würde ich halt denken, warum soll ich ihn attraktiv finden?

00:39:42: Also, was ist das, ich meine? - Ach so, ja, voll ...

00:39:46: Herrber hast du das nicht, dass du auch so homosexuelle Menschen

00:39:49: einfach voll attrakt ...

00:39:51: Weil ich bin halt okay, aber vielleicht ist es auch so ein ...

00:39:54: Ich find 'ne Person attraktiv oder anziehend.

00:39:57: Ja, genau, attraktiv, auf jeden Fall. - Du meinst es wahrscheinlich.

00:40:01: Ich bin ja nicht wirklich dran,

00:40:02: ob 'ne Person hübsch ist oder nicht, auch wenn sie homosexuell ist.

00:40:06: (Lachen)

00:40:07: Nee, ich mein halt wirklich so angehung. - Gut, dass es aufgeklärt ist.

00:40:11: Ja, voll.

00:40:12: Oh Mann.

00:40:13: Ähm, okay, dann wieder zum ernstes Thema zurück.

00:40:17: Warte mal, nee, ich hab noch ganz kurz, ganz kurz hab ich noch 'n Gedanken.

00:40:21: Und zwar, ich glaube, dass das alles auch daherkommt,

00:40:24: dass quasi Frauen gesagt wird, sie sollen zu Männern werden.

00:40:27: Also, quasi der Standard ist ja immer noch der Mann.

00:40:30: Und Frauen dürfen jetzt Hosen tragen und so weiter

00:40:32: und aussehen wie kleine Männer,

00:40:34: weil das sollen sie ja auch sein im Sinne der Produktivität.

00:40:37: Wenn man halt schlechter ist als Männlichkeit,

00:40:39: ist es halt das Schlimmste, was 'n Mann tun kann,

00:40:42: sich weiblich zu kleiden sozusagen.

00:40:44: Ist ja so wie 'ne Selbstabwertung gesellschaftlich betrachtet.

00:40:47: Es ist auch so, dass Männer viel mehr unter dem Druck stehen,

00:40:50: ständig ihre Männlichkeit zu beweisen.

00:40:52: Und das ist ja auch genau deswegen ...

00:40:55: werden auch homosexuelle Männer oft zu 'nem Punkt der Anfeindung.

00:40:58: So, ne? - Ja.

00:40:59: Also, ja, absolut.

00:41:02: Zurück bei "A.I.it".

00:41:04: Bei "A.I.it" ...

00:41:05: Wir haben jetzt schon viel über seine Mutter gesprochen,

00:41:08: aber noch gar nicht so viel über den Vater.

00:41:10: Der ist inzwischen mit einer anderen Frau zusammen.

00:41:13: Und interessanterweise, also in der Biografie nennt "A.I.it"

00:41:16: den Vater mit Namen und die Mutter nicht.

00:41:19: Und ich denke wahrscheinlich, hat es 'n bisschen was damit zu tun,

00:41:22: dass die Beziehung zu dem Vater ein bisschen komplizierter ist.

00:41:25: Also, er nennt ihn "off Dennis" und seine Mutter nennt er immer Mama.

00:41:29: Und eben Dennis, also sein Vater und Linda, die sind zusammen.

00:41:33: Das ist seine neue Frau.

00:41:34: Da gibt's auch zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen.

00:41:37: Die sind beide etwas älter als "A.I.it".

00:41:39: Also, er versteht sich ganz gut mit denen.

00:41:41: Und vor allem auch mit dem Jungen, die spielen dann oft zusammen.

00:41:45: "A.I.it" beschreibt aber seine Kindheit bei ihnen überhaupt nicht als schön.

00:41:49: Also, die Kindheit bei denen war sehr belastend.

00:41:52: Und er ist ja immer die erste Hälfte des Monats, lebt er bei denen.

00:41:55: Und der führt es darauf zurück, dass Linda "A.I.it" gemobbt hat.

00:41:59: Also, sie hat ihn ausgelacht.

00:42:01: Und auch zum Beispiel, wenn die Geschwister sich geärgert haben,

00:42:05: was ja auch manchmal passiert so, kennen wir auch von uns,

00:42:08: dann hat sie sich eingemischt und mitgemacht.

00:42:10: Also, sie hat nicht nur Parteiergriffen oder so,

00:42:13: sondern sie hat einfach mitgemacht so.

00:42:15: Also, wirklich so, ich find, das ist das Schlimmste, was du machen kannst.

00:42:19: Also, eins der schlimmsten Sachen als Mutter oder Stiefmutter, meinetwegen.

00:42:22: Der Vater Dennis hat für "A.I.it" außerdem so zwei Gesichter.

00:42:26: Also, wenn Linda dabei ist, dann setzt sich Dennis gar nicht für "A.I.it" ein

00:42:30: und hält sich sozusagen raus.

00:42:32: Aber ich finde, man kann sich bei so was nicht richtig raushalten.

00:42:35: Also, raushalten ist auch schon sich einmischen.

00:42:37: Und zwar zu parteiergreifen. - Ja, voll.

00:42:39: Und wenn Linda nicht dabei ist, dann ist Dennis plötzlich ganz liebevoll

00:42:43: zu "A.I.it" und sie verbringen auch viele schöne Momente zusammen.

00:42:46: Aber auch dieses doppelte Gesicht, das ist halt also sehr belastend für "A.I.it".

00:42:51: Das ständige Hin und Her zwischen Mutter und Vater,

00:42:54: auch das Mobbing durch Linda und auch die zunehmende Pubertät,

00:42:58: die für "A.I.it" jetzt unverständlich in eine Richtung läuft,

00:43:01: die ihn vollkommen von sich selbst entfremdet,

00:43:04: die setzen ihm jetzt sehr stark zu.

00:43:06: So stark, dass "A.I.it" sich oft an den Computer von seinem Vatersetz

00:43:10: und in einer imaginären Welt nach Fluchtmöglichkeiten sucht.

00:43:14: Diese imaginäre Welt, das ist eine kleine Internet-Website,

00:43:18: die "A.I.it" im Schulunterricht selbst programmiert hat.

00:43:21: Eines Tages ploppt deswegen auf "A.I.it"s Bildschirm

00:43:24: eine Nachricht von einem fremden Mann auf.

00:43:27: Er hatte "A.I.it" bei "CBC" gesehen, also bei dem Film,

00:43:30: wo "A.I.it" mitgespielt hat und scheint sich ganz ähnlich zu fühlen wie er.

00:43:35: Auch er war einsam und entfremdet von seiner Umgebung.

00:43:38: Und mit der Zeit wird der Mail-Kontakt für "A.I.it"

00:43:41: jetzt der einzige Ort, an dem er sich nicht entfremdet fühlt.

00:43:44: Ganz im Gegenteil zu seinen Freundinnen oder zu der Familie,

00:43:48: wo er sich eigentlich immer fehl am Platz fühlt.

00:43:51: Und alles, was er jetzt noch hat, ist eben der Kontakt zu diesem fremden Mann.

00:43:56: Und deswegen ignoriert "A.I.it" es jetzt auch,

00:43:58: als dieser fremde Mann beginnt, von tieferen Gefühlen zu schreiben

00:44:02: und hält die Verbindung weiterhin aufrecht.

00:44:06: Ich finde, man sieht jetzt hier auch schon, was nämlich eine Konsequenz daraus ist,

00:44:11: dass Kinder, also, dass man kein echter Zufluchtsort für Kinder ist,

00:44:17: dass man Kinder nicht so sein lässt, wie sie eigentlich sind,

00:44:20: dass man ihnen einfach keine Freiheit lässt,

00:44:23: nämlich, dass die Kinder sehr missbrauchsanfällig werden.

00:44:26: Ja, man sieht auch permanent das Gaslighting.

00:44:29: Genau, und eben auch dann eben quasi sich mit Menschen verbinden,

00:44:35: die teilweise dann auch wirklich problematisch sind.

00:44:39: Und leider, also, in der Stelle würde ich so einen kleinen Info-Point reinmachen,

00:44:45: wo ich ganz kurz auch über Gewalt gegen Transmenschen aufklären möchte.

00:44:49: Ich meine, es hat jetzt auch immer wieder so angeklang.

00:44:52: Auch Gaslighting ist eine Form von emotionaler Gewalt.

00:44:54: Und das, was Transmenschen seit ihrer Geburt passiert, ist Gaslighting.

00:44:58: Sie werden in eine andere Identität gequetscht,

00:45:00: als die, die sie selber von sich selber so sich zuschreiben

00:45:05: und auch nach außen hin sagen.

00:45:07: Aber ich finde das schon wichtig zu differenzieren,

00:45:09: weil wenn ein Kind auf die Welt kommt mit einem anderen Geschlecht,

00:45:11: als es quasi die Identität ist, dafür können Eltern ja nichts.

00:45:15: Aber es ist halt Gaslighting, wenn Eltern anfangen,

00:45:18: damit ein Problem zu haben, dass das Kind anders sein möchte.

00:45:22: Ja, absolut. Es ist so safe.

00:45:24: Und in Deutschland ist tatsächlich so,

00:45:27: dass die polizeiliche Kriminalstatistik,

00:45:30: die erhebt gar keine Zahlen zu Geschlechts ...

00:45:33: zu Diskriminierungserfahrungen von lesbischen wie Transpersonen

00:45:40: und schwulen Personen, also allgemein queeren Personen

00:45:43: oder Menschen, die sich zur LGBTQIA+ zählen und Alice Weidel.

00:45:49: Und also, jetzt ...

00:45:51: Entschuldigung, das ist nur so, weil sie war ja so,

00:45:54: ich bin nicht queer, aber sie ist ja schon ...

00:45:56: Also, wenn ihr irgendwas passiert,

00:45:57: das landet auch nicht in der polizeilichen Kriminalstatistik.

00:46:00: Alle von LGBTQIA+ und Alice Weidel.

00:46:03: (Lachen)

00:46:04: Schwierig.

00:46:05: Na ja, so oder so.

00:46:07: Werden die Zahlen leider nicht erfasst,

00:46:09: aber die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte,

00:46:12: die hat zum Beispiel eine Umfrage gemacht,

00:46:16: wo sie eben zu Diskriminierungserfahrungen einfach gefragt haben.

00:46:20: Und da kam heraus, dass ein Drittel der Transpersonen in Deutschland

00:46:23: die geben an, dass sie in den letzten zwölf Monaten

00:46:26: vor der Befragung mindestens einmal

00:46:28: psychische oder sexualisierte Gewalt erlebt hatten

00:46:31: oder ihnen auch andere Gewalt angetrot wurde.

00:46:34: 37 Prozent, die haben zwei oder mehrere Male sogar Gewalt erfahren.

00:46:38: Und in den letzten sechs Monaten vor der Befragung haben 41 Prozent,

00:46:42: also wirklich fast die Hälfte,

00:46:44: der befragten Transpersonen das Gefühl gehabt,

00:46:46: aufgrund ihrer Geschlechtsidentität weniger Respekt

00:46:49: durch ihr Gegenüber erfahren zu haben.

00:46:51: 54 Prozent geben an, dass sie aufgrund der gemachten Erfahrungen

00:46:55: bestimmte Orte oder Situationen auch meiden.

00:46:57: Also, die gehen dann an bestimmte Orte nicht mehr.

00:47:01: Und um jetzt vielleicht so, das finde ich nämlich immer sehr hilfreich,

00:47:04: so einen Vergleichspunkt zu haben,

00:47:06: wenn ihr darüber nachdenkt, wie viele Zwillinge ihr kennt.

00:47:09: Es gibt nämlich also offen quasi Menschen,

00:47:12: die ihr Coming-out hatten als Queer.

00:47:14: Es gibt ungefähr genauso viele Transpersonen,

00:47:17: wie es auch Zwillinge gibt. - Krass.

00:47:19: Von denen, die offen leben.

00:47:21: Und wir tun immer so, als ob das nur so wenige Menschen sind,

00:47:25: aber alleine ich kenn irgendwie, keine Ahnung, ein Dutzend Zwillinge.

00:47:28: Und ungefähr genauso viele Transpersonen gibt es,

00:47:31: wenn nicht sogar mehr,

00:47:33: weil eben wahrscheinlich nicht alle ihr Coming-out hatten,

00:47:35: nicht alle offen damit leben.

00:47:37: Das heißt, wir müssen euch auch jemanden kennen,

00:47:39: aber kennen eigentlich niemanden, weil die keinen Coming-out hatten.

00:47:42: Das ist sehr verwirrend.

00:47:43: Ja, also ich kenne schon einige Menschen,

00:47:46: die Trans nicht mehr oder so weiter sind.

00:47:50: Aber ich glaube auch, dass halt viele,

00:47:52: vor allem wenn ich jetzt so an meine Kindheit denke,

00:47:55: denke ich, dass ich wahrscheinlich einige kenne,

00:47:57: die aber halt nicht ihr Coming-out hatten.

00:47:59: So, also, ja.

00:48:02: Und ich fand es jetzt aber trotzdem auch dann noch mal Interessante,

00:48:05: darüber nachzudenken, wenn wir uns jetzt überlegen,

00:48:08: wie viele von den Zwillingen solche Erfahrungen

00:48:10: in den letzten zwölfen Monaten oder sechs Monaten gemacht haben,

00:48:13: dann würde ich sagen, wahrscheinlich keiner von denen.

00:48:15: Also zumindest so lange,

00:48:17: die halt heterosexuell und cis-geschlechtlich sind.

00:48:19: Ja.

00:48:20: Und das finde ich immer schon einen ganz guten Vergleichspunkt,

00:48:23: der halt eben zeigt, dass diese Gruppe an Menschen

00:48:25: da tatsächlich so ein ernsthaftes Problem

00:48:28: durch unsere Gesellschaft bekommt.

00:48:30: Der Mail-Kontakt, der besteht jetzt über die Jahre

00:48:32: immer mal wieder mal intensiver, mal weniger intensiv,

00:48:35: aber er besteht halt immer wieder so.

00:48:38: Und jetzt gibt es aber erst mal große

00:48:40: oder man könnte auch sagen großartige Neuigkeiten für "Aliad".

00:48:43: Und zwar haben die Filmemacher von Pete Pony beschlossen,

00:48:47: dass die aus dem Film jetzt eine Fernsehserie machen.

00:48:50: Und damit beginnt jetzt auch endgültig die Filmkarriere von "Aliad".

00:48:53: Aber Pete Pony kenne ich nicht. Kennst du die Serie?

00:48:56: Heißt die auch so?

00:48:58: Genau, die Serie heißt auch so.

00:49:00: Ja, man kennt es auch nicht. Also, das ist nicht so bekannt.

00:49:03: Das eine Bild, das ich dir gezeigt habe, ist ja auch noch so von,

00:49:06: glaube ich, sogar von der Serie, nicht vom Film.

00:49:09: Aber er spielt da dieselbe Rolle, ne?

00:49:11: Am Set wirft "Aliad" jetzt den anderen Jungs verstohlene

00:49:14: und auch verzweifelte Blicke zu.

00:49:16: Sie müssen keine Kleider tragen,

00:49:18: sondern dürfen einfach Kragenhämten,

00:49:20: Hosenträger und Kniebundhosen anziehen.

00:49:23: Keine Strumpfhosen oder Schleifchen.

00:49:25: Sie müssen sich auch nicht die Haare langwachsen,

00:49:27: um keine nervigen, juckenden Perücken zu tragen.

00:49:30: "Aliad" versteht das alles nicht.

00:49:32: Warum kann ich das nicht sein?

00:49:34: Ich bewege mich doch genau wie sie, spiele genau wie sie.

00:49:38: Und er wird jetzt auch immer verzweifelte.

00:49:40: Dennoch, endlich darf er wieder Schauspielern.

00:49:43: Er hasste zwar das Kostüm und auch die Frisuren,

00:49:46: aber die Erlaubnis mit aller Leidenschaft,

00:49:48: aus sich selbst auszubrechen,

00:49:50: ermöglicht es ihm, endlich wieder zu atmen.

00:49:53: Seine Arbeit wird gleichzeitig auch zu seinem Antrieb

00:49:56: und er wird gezwungen, etwas zu fühlen,

00:49:58: präsent und im Hier und Jetzt zu sein

00:50:01: und sogar seine schulischen Leistungen verbessern sich plötzlich.

00:50:05: Anders als im Klassenzimmer bekommt er jetzt,

00:50:07: also er bekommt jetzt Einzelunterricht von Tutor*innen.

00:50:10: Und bei diesem Einzelunterricht während der Dreharbeiten

00:50:13: kann er sich jetzt voll und ganz auf das Lernen konzentrieren,

00:50:16: weil er jetzt nämlich auch keine verstohlenen Blicke

00:50:18: von Lehrer*innen bekommen.

00:50:19: Weil er sich keine Gedanken über seine Identität machen muss

00:50:22: und sich auch nicht so damit beschäftigen muss,

00:50:25: dass er sich in seinem Körper so gefangen fühlt.

00:50:28: Und auch sein fehlendes Selbstvertrauen,

00:50:30: die stehen ihm jetzt nicht mehr im Weg.

00:50:32: Und das ist mega interessant,

00:50:34: weil das tatsächlich etwas ist,

00:50:36: was sich so auch auf andere Diskriminierungsformen übertragen lässt.

00:50:40: Nämlich, dass zum Beispiel ist es auch so,

00:50:42: man spricht ja beispielsweise Frauen ab,

00:50:46: dass sie Mathe nicht so gut können.

00:50:49: Und man hat aber festgestellt,

00:50:51: dass in gemischtklassigen Klassen,

00:50:53: dass dieser Effekt besteht,

00:50:54: aber wenn die Klassen nicht mehr gemischtgeschlechtlich sind,

00:50:57: sondern quasi man eine reine Frauenklasse hat,

00:51:00: dass dann plötzlich die Mädchen tatsächlich

00:51:03: bessere mathematische Leistungen machen.

00:51:05: - Kass. - Und genau.

00:51:07: Und ich glaube, so was Ähnliches erfährt El jetzt nämlich auch.

00:51:11: Weil er nämlich irgendwie gelernt hat,

00:51:13: er hat keinen Selbstvertrauen, er darf nicht er selber sein.

00:51:15: Und irgendwie kann er das alles nicht.

00:51:18: Und jetzt plötzlich kann er aber das eben doch alles.

00:51:20: Und es lag eben nie daran, dass er irgendwie dumm ist oder so.

00:51:23: Sondern, dass er einfach,

00:51:25: dass ihm gar nichts zugetraut wurde.

00:51:28: Und auch seine Geschlechtsdysphorie, die wird jetzt immer schlimmer.

00:51:32: Und auch da muss ich sagen, er ist ja immer noch eigentlich ein Kind.

00:51:36: Also er ist jetzt so zwölf, dreizehn.

00:51:39: Und das, was er beschreibt, das ist ja wirklich ...

00:51:42: Also er sagt ja wirklich, nur wenn er Schauspieler hat,

00:51:45: kann er sich selbst fühlen.

00:51:47: Nur wenn er Schauspieler hat, ist er ihm hier und jetzt.

00:51:50: Und das ist ja eigentlich eine Traumaperfahrung,

00:51:52: was er da beschreibt. - Ja, voll.

00:51:54: Er ist die ganze Zeit in der Dissoziation. - Ständige Dissoziation.

00:51:57: Ja, voll. - Ja, voll.

00:51:58: Erjett, der bekommt jetzt auch weitere Schauspielrollen.

00:52:02: Und für diese Filme, da ist er immer wieder so länger am Dreh.

00:52:07: Und dann kehrt er wieder nach Hause zurück und muss wieder in die Schule.

00:52:10: Und das ist immer so ein leichtes Hin und Her.

00:52:12: Und so oder so muss er jetzt leider lernen,

00:52:15: dass so was wie Homosexualität,

00:52:18: das ist was, was stark stigmatisiert wird.

00:52:21: Im Aufklärungsunterricht muss nämlich das Wort

00:52:24: Homosexualität nur erwähnt werden

00:52:26: und die ganze Klasse brustet los.

00:52:28: Auch in den Serien, die Erjett guckt,

00:52:30: sind Witze über queere Menschen Tagesordnung.

00:52:33: Jedes Mal schlagen sie in dieselbe Kerbe und hinterlassen Wunden,

00:52:37: die sich nicht mehr schließen lassen.

00:52:39: Mitten unter den hähmischen und abwertenden Lachen sitzt Erjett.

00:52:43: Die Stiche gelten genau ihm.

00:52:46: Er ist einer von diesen Menschen, über die man sich so lustig macht.

00:52:50: Er ist der, der vermeintlich eine Frau ist

00:52:52: und andere Frauen liebt.

00:52:55: Eine von diesen Frauen ist Fiona.

00:52:57: Die beiden teilen sich ein Zimmer im Wohnheim für ihre Schule

00:53:01: und spielen gemeinsam in seinem Fußballteam.

00:53:05: Er liebt es, wie sie mit dem Ball umgeht,

00:53:07: wie stark und fließend ihre Bewegungen sind,

00:53:09: wie selbstbewusst sie auf ihn wirkt.

00:53:11: Ein Selbstbewusstsein, um das er sie beneidet.

00:53:14: Ob sie ihn auch mag?

00:53:16: An einem Abend liegen sie auf den gegenüberliegenden Seiten

00:53:20: in ihren harten Betten.

00:53:22: Erjett blickt auf die Holz der Kir und ringt mit sich selbst.

00:53:25: Soll ich es ihr sagen?

00:53:27: Er gibt sich einen Ruck.

00:53:30: Ich glaube, ich bin vielleicht bisexuell.

00:53:33: Fiona, die reagiert reflexhaft und auch ohne eine Sekunde zu zögern.

00:53:38: Nein bist du nicht.

00:53:40: Erjett erinnert sich nicht mehr daran, was dann noch passiert ist,

00:53:44: aber er erinnert sich, dass sie dann gelacht hat.

00:53:47: Also, sie hat ihn dann ausgelacht für seine Gedanken.

00:53:51: Also, es hat was mit ihm gemacht,

00:53:53: weil er erinnert sich bis heute daran.

00:53:56: Am nächsten Morgen frühstücken sie alle gemeinsam im Gemeinschaftsraum.

00:54:01: Und Erjett, der konnte kaum schlafen die Nacht über.

00:54:04: Das war auch das erste Mal, dass er das geäußert hat.

00:54:06: Wirklich laut verandern und wurde dafür ausgedacht.

00:54:09: Er traut sich jetzt auch gar nicht, Fiona anzusehen.

00:54:12: Also, er ist leise auf und geht dann schon mal vor auf den Fußballplatz.

00:54:17: Als sich nach und nach auch die anderen auf den Platz versammeln,

00:54:20: marschiert eine von Fionas beliebten Freundinnen geradewegs auf Erjett zu.

00:54:25: Lesbe begleitet von demselben hämischen Lachen,

00:54:28: dass Erjett noch sein Leben lang begleiten würde.

00:54:31: Es tat weh.

00:54:32: Ein kurzer intensiver Stich, der noch weit mehr war als das.

00:54:36: Er markiert eine Linie, von der an alles anders wird.

00:54:40: Schlimmer.

00:54:41: Die Tuscheleien auf dem Schulhof, die veränderte Energie um Erjett herum.

00:54:45: Aber es bleibt leider auch nicht bei verbalen Attacken,

00:54:48: sondern das Mobbing hat gerade erst angefangen.

00:54:51: Erjett wird jetzt z.B. auch öfter mal von Mädchengruppen

00:54:55: auf die Jungs Toilette gezährt und da wie so eingesperrt.

00:54:58: Er wartet dann immer auf der Toilette und wartet halt darauf,

00:55:02: dass die Stimmen langsam verschwinden

00:55:04: und er sich wieder auf den Flur traut.

00:55:06: Solche Attacken passieren ihm jetzt halt wirklich immer wieder.

00:55:10: Das muss wirklich so so schlimm gewesen sein.

00:55:13: Also, Mobbing per se ist ja noch ganz schlimm, so wie so schon.

00:55:16: Und dann auch noch für was gemobbt werden.

00:55:18: Einfach nur, weil du Menschen liebst.

00:55:20: Also, ich kann es mir nicht vorstellen.

00:55:23: Ich glaube, Mobbing ist immer schlimm.

00:55:25: Ich glaube, du wirst immer für irgendwas gemobbt,

00:55:28: wofür du nichts kannst.

00:55:29: Also, wenn es dann außen aussehen ist, kannst du auch nichts dafür.

00:55:33: Ja, safe.

00:55:34: Ja.

00:55:35: Ist so.

00:55:36: Jetzt ist langsam Erjett auch in dem Alter,

00:55:39: in dem Jungs nicht mehr mit ihm befreundet sein wollen,

00:55:42: weil er ja vermeintlich ein Mädchen ist.

00:55:44: Das separiert sich ja dann irgendwann so ein bisschen.

00:55:47: Und die Mädchen auf der anderen Seite,

00:55:49: die sind entweder richtig gemeint zu ihm,

00:55:51: was wir ja gerade schon gehört haben, oder die gehen auf Distanz.

00:55:54: Und Erjett, der hat deswegen auch kaum Freunde.

00:55:57: Und leider macht diese Erfahrung zu Hause,

00:56:00: vor allem eben bei Dennis auch keinen Halt.

00:56:02: Linda, die macht sich nämlich auch darüber lustig,

00:56:05: dass Erjett keine Freunde hat.

00:56:07: Also, oder Freunde hat.

00:56:08: Das ist ja nicht so eine Bitschein.

00:56:10: Also, ich verstehe gar nicht, warum die überhaupt.

00:56:13: Das ist einfach.

00:56:14: Inzwischen fühlt sich Erjett auch so unwohl bei Linda,

00:56:17: dass er richtig Angst davor hat, alleine mit ihr zu sein.

00:56:20: Als er einmal Inliner fährt,

00:56:22: rutscht er bei einem Unfall so gegen den Bordstein,

00:56:25: dass seine beiden Beine in die entgegengesetzte Richtung schlagen.

00:56:29: Ein stechender Schmerz durchfährt ihn, er kann kaum aufstehen oder laufen.

00:56:36: Müsam schleppt er sich zurück in das Haus von seinem Vater, wo er merkt, dass nur Linder

00:56:41: zu Hause ist.

00:56:42: Aus Angst, sie könnte ihn noch mehr fertig machen, als er sowieso schon ist, kriegt

00:56:47: er im Schneckentempo die Treppe hoch in sein Zimmer.

00:56:51: Dort zieht er die zerrissene Kleidung aus, als er plötzlich sieht, dass seine Hose Blut

00:56:55: verschmiert ist.

00:56:56: Er schnappt nach Luft, kann vor Schmerzen kaum noch atmen.

00:57:00: Er hatte wirklich, als hätte es erzählt, war ich auch nur so, Junge.

00:57:05: Er hatte keine Wahl, also schleppt er sich die Treppe wieder runter.

00:57:10: Linder, Panik, liegt in seiner Stimme, doch als Antwort nur Eisiges schweigen.

00:57:15: Nach einiger Zeit patscht ein genervtiges "Ja" zurück.

00:57:19: Ich bin mit den Inleinern hingefallen und jetzt ist Blut in meiner Unterhose.

00:57:24: Linder zuckt mit den Schultern, dreht sich nicht einmal um.

00:57:27: Also Linder schaut ihn jetzt nicht mal an.

00:57:30: Langsam bewegt er jetzt sich wieder die Treppe hoch und dann schaut er nochmal auf die Unterhose

00:57:35: und bei dem Anblick dreht er wieder um, weil er weiß, er hat keine Wahl.

00:57:40: Und er geht jetzt zu Linder und zeigt er die Hose und die startet jetzt die Unterhose an

00:57:44: und sie ist jetzt also endlich auch schockiert davon, sagt aber erst mal gar nichts.

00:57:50: Also Linder, und das finde ich irgendwie auch eine interessante Reaktion,

00:57:56: die ruft jetzt nämlich erst mal den Vater an und dann warten die auf den Vater,

00:58:00: um dann gemeinsam ins Krankenhaus zu gehen.

00:58:04: Also da bin ich halt auch so Junge, diese Frau wirklich, oder?

00:58:09: Ja, also wirklich, ich kann es auch gar nicht glauben.

00:58:13: Also ganz egal, wie sehr man, alleine, nee, das ist nicht egal, wie sehr man ein Kind nicht mag.

00:58:19: Wie kann man überhaupt ein Kind nicht mögen?

00:58:21: Also alleine der Punkt ist schrecklich.

00:58:23: Sie ist einfach scheiße, sie ist einfach eine kackblöde hässliche Ganz.

00:58:27: Wir wissen zwar nicht, wie sie aussieht, aber sie muss hässlich sein, weil sie ist innerlich nicht schön.

00:58:31: Ja, sie ist auf jeden Fall hässlich, es ist egal, wie sie aussieht, ihr Charakter ist hässlich.

00:58:35: Ja, voll.

00:58:37: Elliot, der ist also bei ihm ist tatsächlich auch was gerissen und im Krankenhaus stellt man das jetzt fest

00:58:43: und kann das zum Glück mit selbst auflösendem Wundkleber wieder kleben.

00:58:47: Und ja, also die Situation bei Linda und Dennis' Hause, die können wir uns alle als grauenhaft vorstellen

00:58:53: und deswegen geht Elliot dann als Ertreizin ist auch zu seiner Mutter und sagt ihr,

00:58:57: "Hey, ich möchte eigentlich nur noch bei dir wohnen."

00:59:00: Und die Mutter, die sagt es dann auch dem Vater und das ist jetzt also und da dachte ich mir auch das

00:59:07: und da finde ich irgendwie ist Dennis schon sehr manipulativ.

00:59:09: Und zwar ist es so, die Mutter sagt es dem Vater während im Fußballspiel von Elliot.

00:59:13: Danach geht Elliot quasi mit dem Vater mit und die fahren dann zusammen Auto und der Vater fährt dann aber am Haus vorbei

00:59:20: und fährt noch so ein bisschen weiter und bleibt dann irgendwo stehen, dann stehen die an so einem Platz

00:59:24: und dann irgendwie fängt der Vater halt so ultra an zu heulen, also der Wein ist so richtig viel

00:59:30: und ist so, liebst du mich nicht, dass du nicht bei mir wohnen willst und so, hast du mich etwa nicht mehr lieb

00:59:35: und dann ist Elliot so, nein, nein, nein, natürlich liebe ich dich und ich will dann auch trotzdem jetzt doch weiter bei dir wohnen

00:59:40: und dann hört er plötzlich auf zu weinen und dann gehen sie zurück so.

00:59:44: Und in dem Moment ist glaube ich für Elliot auch klar, er wird jetzt in diesem Haus über jede Grenze gehen, die er noch irgendwie hat.

00:59:51: Weil er irgendwie dann, er bekommt ja da komplett die Verantwortung für die Liebe zu dem Vater irgendwie so,

01:00:00: keine Ahnung, ich weiß gar nicht wie das ausdrücken soll.

01:00:03: Also so erst ja dann wirklich gar nicht mehr frei in dem was er will.

01:00:07: Die nächsten Jahre, die verlaufen jetzt weiter so und mit 15 spricht Elliot jetzt das erste Mal mit seiner Mutter über seine Sexualität

01:00:18: und ihre Reaktion, die ist jetzt auch nicht gerade perfekt.

01:00:21: Also die sitzen so nebeneinander im Auto und Elliot nimmt jetzt wirklich allen Mut zusammen.

01:00:26: Und ich glaube so, also ich kann mir gar nicht vorstellen wie mutig man in dem Moment sein muss.

01:00:32: Ich kann das nur von so anderen Sachen, die schwierig finde anzusprechen.

01:00:35: Aber ich glaube, das ist nochmal wirklich Next Level, wie viel Mut man da so zusammennehmen muss, um so eine Sache auszusprechen.

01:00:42: Und er schafft es jetzt auch und sagt, ma'am ich glaube ich bin vielleicht queer und ihre Antwort ist halt so ein Blödsinn.

01:00:49: Also sie kann es irgendwie auch gar nicht akzeptieren.

01:00:54: Und ja leider und für Elliot ist jetzt auch klar, okay mit seiner Mutter redet er jetzt darüber nicht nochmal.

01:01:00: Aber im Prinzip hat er jetzt ein Coming Out vor ihr. Also sie muss es jetzt eigentlich wissen.

01:01:08: Elliot probiert sich jetzt auch ein bisschen in Beziehungen, aber nach allem, was er bisher über Homosexualität gelernt hat,

01:01:14: gibt es eigentlich jetzt für ihn erst mal nur die eine Option und dies halt eben mit Jungs.

01:01:19: Meistens wird Elliot als Frau gelesen, doch auch die Menschen um ihn herum bemerken, dass er eigentlich keine richtige Frau ist.

01:01:26: Und er ist ja auch keine richtige Frau, er ist nämlich gar keine Frau.

01:01:29: Manchmal wird er deswegen als Mann erkannt und deswegen ist er auch jetzt immer noch nicht vor queervfeindlichen Attacken beschützt.

01:01:37: Und als er einmal auf der Bank sitzt mit Justin, also mit seinem Lover könnte man sagen,

01:01:44: da sitzen die und küssen sich und dann kommt eine Gruppe von älteren Jungs auf sie zu.

01:01:49: Wen haben wir denn da? Zwei scheiß Schwurr!

01:01:52: Die Jungen, die sind größer als Elliot und seine Begleitung und die wirken betrohlich und aggressiv.

01:01:59: Schwurr! Ihr kriegt auf die Fresse.

01:02:01: Elliot versucht jetzt zu schlichten und sagt, ich bin ein Mädchen, aber die Jungs, die machen nicht halt.

01:02:07: Ach, und was bist du? Ein Elliot? Einer von ihnen spuckt Justin jetzt ins Gesicht.

01:02:12: Also richtig ekelhaft so was zu machen.

01:02:14: Und in dem Moment wird Elliot und Justin auch klar, dass es nicht bei diesen Beleidigungen bleiben wird.

01:02:20: Sie rennen los, weg von den Typen und versuchen zu fliehen und die Typen, die sind wirklich kurz davor,

01:02:26: die zu verprügeln und gerade so schaffen sie es, bei der Babysitterin von Elliot unterzukommen.

01:02:32: Und die hören jetzt nur noch so ein gehässiges "Verpisst euch, ihr Kleinscheißer!"

01:02:36: Und auch das gehört leider zu den Lebenserfahrungen, die Elliot machen muss, weil unsere Gesellschaft steht.

01:02:42: Viere Menschen generell, ja.

01:02:44: Ja.

01:02:45: Während seiner Jugend bekommt Elliot jetzt trotzdem immer wieder Schauspieljobs und das sind wie so Lichtblicke für ihn.

01:02:54: Und er lässt sich jetzt auch bei diesen Schauspieljobs, also wir können es uns ja vorstellen, dass auch da immer wieder Rückschläge da sind.

01:03:03: Aber er lässt sich nicht unterkriegen und er glaubt ganz fest an sich und ist sich irgendwie auch,

01:03:07: also er sagt auch seit der 12. ist er sich einfach sicher, dass es was mit der Schauspielerei wird.

01:03:12: Und deswegen hält er daran fest und egal, wie viel Rückschritt es gibt so, er weiß, er wird mal Schauspieler.

01:03:20: Und er ist jetzt bei Ghostcat und auch da kannst du dir das Bild angucken.

01:03:28: Da steht jetzt noch sein "Dadname" drauf.

01:03:31: Du kannst ihn dir durchlesen, aber bitte nicht vorlesen.

01:03:34: Wir werden ihn auch schwerzen für Instagram.

01:03:37: Also ihr könnt euch die Bilder alle angucken auf Instagram und TikTok.

01:03:41: Und da poppersganzersteils.podcast und ja, du kannst ja gerne mal beschreiben, wie er aussieht.

01:03:48: Also es ist ein Plakat, glaube ich, und er hat lange, glatte braune Haare und dann steht er Ghostcat

01:03:57: und dann steht er drunter, ist er drunter so eine Katze und ich kenne diesen Schauspieler, ich weiß aber nicht.

01:04:04: Woher? Oh, du machst es mir so schwierig, ich kenne auch den Namen nicht, so gar keine Ahnung.

01:04:09: Okay, ich glaube, das übernächste Bild oder so, da wirst du ihn auf jeden Fall erkennen.

01:04:15: Als "Aliot" für Dreharbeiten beim Film "Ghostcat" vorübergehend nach Toronto zu seiner Freundin Wieb gezielt,

01:04:22: also es ist nur eine Freundin, nicht seine Freundin, schreibt auch der fremde Mann ihn immer wieder vermehrt an.

01:04:27: Ach, den gibt's noch. Der hat nämlich mitbekommen, genau, den gibt's noch.

01:04:31: Und der hat nämlich mitbekommen, dass "Aliot" in Toronto ist und der wohnt auch nicht so weit weg von Toronto.

01:04:38: Und ja, deswegen schreibt er jetzt Nachrichten und diese Nachrichten, die werden immer belastender.

01:04:44: Mit jeder neuen Nachricht steigt in "Aliot" jetzt auch die Angst hoch.

01:04:47: Aber wieso hat er seine Nummer oder?

01:04:50: Na ja, die schreiben über Mail. Schreiben so Mails, ne?

01:04:55: Der Mann, der schickt ihm zum Beispiel Links zu Website, auf denen nach vermissten Kindern gesucht wird.

01:05:01: Manchmal schickt er ihm auch Songtexte von Creed und das sagt "Aliot", das war auch wirklich sehr belastend,

01:05:08: weil das teilweise so Romance und irgendwie so, also sehr anzüglich auch dann teilweise ist.

01:05:15: Wieso antwortest er darauf noch? Das versteh ich nicht.

01:05:17: Weil er so Angst vor ihm hat. Der bedrängt ihn halt auch die ganze Zeit, ne?

01:05:25: Und oft schickt er auch Bilder von "Aliot", die er vom Fernseher abfotografiert hat.

01:05:30: Und auf einem dieser Bilder, da sieht man eben "Aliot" mit geschlossenen Augen

01:05:35: und über ihn drüber hat der Mann sich selber rein gefotoshoppt.

01:05:39: Und der rankt jetzt so über ihm mit so Engelsflügen und sein Blick ist auf "Aliot" gerichtet.

01:05:45: Also wirklich so ganz ekelhafte und kranke Bilder auch, ne?

01:05:48: Und darunter steht jetzt ein ganz schlimmer Satz und für den Satz Triggerwarnung "Sexualisierte Gewalt"

01:05:56: auch an Kindern in dem Fall. "Ich werde in das Himmelswolken auf dich abspritzen."

01:06:01: Digger!

01:06:03: Ganz ekelhaft. Und "Aliot" für den ist ganz klar, er will diesen Mann natürlich nicht treffen.

01:06:08: Aber der Mann macht doch immer deutlicher, dass er das nicht aufgeben wird.

01:06:12: Und irgendwann erreichen alle Freundinnen von "Aliot" folgende Nachricht.

01:06:18: Und ich werde also in dem...

01:06:22: Der hat keine Ahnung, der hat es einfach recherchiert.

01:06:25: Und also der Stockin, ja, war in dem Fall auch schon einfach seit Jahren.

01:06:28: Der konnte also... "Aliot" ist da jetzt ungefähr 16, ne?

01:06:32: Und in der Nachricht steht eigentlich der "Deadname" von "Aliot".

01:06:37: Den werde ich nicht vorlesen. Stattdessen sage ich "Page" an der Stelle.

01:06:42: Und nicht, dass ihr euch wundert, in der Nachricht sind natürlich die Pronomen auch "Sie",

01:06:47: weil "Aliot" als Frau gelesen wird. Aber hierum das nochmal zu betonen, "Aliot" ist eben keine Frau,

01:06:52: sondern steht halt einfach nur so in der Nachricht und die lese ich jetzt einmal vor.

01:06:55: "Hi, ich bin ein Freund von "Page" und würde Sie liebend gerne überraschend und in Toronto besuchen."

01:07:02: Ich habe sie noch nicht wieder gesehen, seit sie umgezogen ist.

01:07:05: Also die Nachricht erreicht jetzt wirklich alle Freundinnen von "Aliot" und eine von den Freundinnen ist eben auch "Wiebke",

01:07:12: mit der er zusammen wohnt. Und "Wiebke" die kontaktiert jetzt sofort die Polizei.

01:07:18: Und zum Glück kommt die Polizei dann auch sofort und sucht das Haus ab, aber der Mann ist nicht in dem Haus.

01:07:23: Und "Aliot" der... er lässt jetzt einen Kontakt verboten und denkt jetzt auch erst mal, dass er sicher ist.

01:07:32: Wenige Tage später ist "Aliot" jetzt aber gerade auf dem Weg zu seinem besten Freund Mark.

01:07:36: Mark hat er nämlich am Set von "Ghostcat" kennengelernt und die verstehen sich sofort richtig gut und werden zu besten Freunden.

01:07:43: Und plötzlich spürt er eine Hand auf der rechten Schulter.

01:07:47: Und diese Hand, die streicht jetzt langsam runter zu seinem Ellenbogen.

01:07:52: Wie? Männer sind so eklig.

01:07:55: Dich kenne ich doch. "Aliot" dreht sich um, wo er in sein Gesicht blickt.

01:08:00: Komm mit und lass uns reden. "Aliot" bekommt Panik und denkt, dass er gleich tot sein würde.

01:08:05: Er mordet von diesem Mann. Er zahlt "Aliot" mit, während er kaum ein Wort herausbekommt.

01:08:11: Nur ein "Du darfst hier nicht sein", bringt er heraus.

01:08:15: Als der Mann "Aliot" wieder mit sich zerrt, findet er seine Stimme endlich wieder.

01:08:20: "Tun mir nichts, tun mir nichts, tun mir nichts!"

01:08:23: Als sich die Menschen nach den beiden umdrehen, ergreift der Mann endlich die Flucht.

01:08:27: Auch "Aliot" rennt jetzt so schnell weg, wie er kann.

01:08:30: Das war jetzt auch das letzte Mal, dass er diesen Mann sieht.

01:08:33: Zum Glück.

01:08:34: Weil "Aliot" kann jetzt den Mann verklagen, weil er eben gegen den Kontaktverbot gebrochen hat.

01:08:39: Und er hat auch genug Beweise durch den Mail-Kontakten, die ganzen Bilder.

01:08:43: Und jetzt stellt sich auch heraus, dass der Mann an Schizophrenie leidet.

01:08:46: Also, der ist Schizophrenen.

01:08:48: Und die machen jetzt einen Vergleich.

01:08:51: Und der zieht jetzt zu seinem Vater zurück und bekommt auch eine psychiatrische Behandlung.

01:08:57: Und seitdem hört er dann auch wirklich gar nichts mehr von ihm.

01:09:01: Aber dieses Erlebnis, das ist trotzdem ...

01:09:06: Also, wir haben ja schon so ein bisschen mitbekommen, dass "Aliot" wirklich schon sehr, sehr harte Sachen erfahren musste.

01:09:12: Und das ist jetzt wie so ein Schubs, der jetzt noch mal dazu führt, dass "Aliot" noch schlechter geht.

01:09:18: Und er beschreibt auch, wie wirklich direkt am nächsten Tag trifft er sich dann mit einer Freundin zum Essen.

01:09:25: Die wollen Pizza essen und da fängt dann die Stimme an.

01:09:28: Und das ist seine Essstörungsstimme, die ihm verbietet zu essen.

01:09:33: Also, er entwickelt jetzt eine ganz schlimme Magersucht und kann jetzt wirklich auch gar nichts mehr essen.

01:09:39: Und verbietet es sich auch selbst und ...

01:09:41: Ja, das ist ja so ein Ding von Kontrolle wieder zurückkriegen.

01:09:45: Also, wenn du quasi das Gefühl hast, kannst du gar nichts kontrollieren in deinem Leben und deinem Körper.

01:09:49: Und so, das machen das ja ganz bei ganz vielen so.

01:09:53: Ja, voll.

01:09:54: Und trotzdem, also das ist irgendwie bei "Aliot" so richtig schön.

01:09:59: Er hat immer so ganz schwierige Zeiten, aber trotzdem findet er auf seinem Weg immer wieder Menschen,

01:10:05: die ihn auch begleiten auf seinem Weg.

01:10:07: Und einer von diesen Menschen, der ist ganz, ganz wichtig und das ist Marc.

01:10:11: Und von "Aliot" und Marc habe ich dir jetzt ein Bild mitgebracht.

01:10:15: Das ist allerdings ein bisschen ein älteres Bild.

01:10:18: Aber ja, kannst ja gerne mal beschreiben.

01:10:21: Okay, also man sieht "Aliot" und "Marc" und ich glaube "Aliot" ist links.

01:10:25: Also ganz ... man sieht auch, dass er wirklich dünn ist.

01:10:29: Er trägt so eine "Cappy" in der Schwarze.

01:10:32: Und ich weiß nicht, ob er lange oder kurze Haare hat.

01:10:34: Also, wenn er lange Haare hat, dann hat er die wahrscheinlich unter der "Cappy" versteckt oder so.

01:10:38: Trink raus Shirt.

01:10:39: Die sitzen beide in der Bar, lehnen sich so über ein Tisch und Marc hat so blondierte Haare

01:10:46: und lächelt so mega freundlich in die Kamera und ...

01:10:50: Genau, die sitzen irgendwie abends einfach in der Bar, glaube ich.

01:10:54: Aber draußen.

01:10:55: Voll.

01:10:56: Ja, im Außenbereich.

01:10:57: Und die haben wirklich eine ganz besondere Freundschaft oder Freundinenschaft.

01:11:01: Die versprechen sich jetzt nämlich gegenseitig, dass sie immer so das Beste auseinander rausholen

01:11:07: und dass die andere Person jeweils auch immer eher oder sie selbst sein darf.

01:11:12: Und das ist wirklich sehr bedeutsam für "Aliot" und das ist halt wirklich so eine Freundinenschaft,

01:11:17: wie sie nur eine Freundinenschaft sein kann.

01:11:18: Also, das hat auch überhaupt ... ich meine, natürlich hat es auch überhaupt nichts von

01:11:24: romantischen Gefühlen oder so, weil "Aliot" steht ja auch nicht auf Männer.

01:11:26: Aber gar nicht, weil er hatte ja auch einen Freund oder ist er Bio oder ist er Lesbischöp?

01:11:32: Nee.

01:11:33: Also, das ist halt schwierig zu sagen, weil er ist queer, aber er steht eben auf Frauen.

01:11:40: Also, ja.

01:11:42: Nach dem Dreh kehrt "Aliot" jetzt wieder zurück nach "Hallyfax", um seinen Abschluss zu

01:11:47: machen und dort verliebt er sich jetzt und zwar sehr intensiv in "Nickey".

01:11:52: Und die haben so eine richtig, man könnte sagen, typische "quiere Liebe", Schreckstrich,

01:11:57: Freundinenschaft, weil sie, also für eine Schulzeit, weil sie ihre "quiere Liebe" gar

01:12:03: nicht richtig ausleben können.

01:12:04: Also, die verbriegen ganz viel Zeit miteinander, die machen immer wieder so ein paar Anspielungen.

01:12:09: Dann ist auch so, irgendwie dann legt "Nickey" mal so ihre Hand auf den Schenkel von "Aliot"

01:12:16: und andersrum und die berühren sich so ein paar Prostsekunden länger, als man vielleicht

01:12:20: so Freundinnen berühren würde und das knistert die ganze Zeit zwischen denen und trotzdem

01:12:25: auf beiden Seiten können sie sich gar nicht sicher sein, ob das jetzt nur einseitig ist

01:12:31: oder nicht.

01:12:32: Also, es ist so eine sehr intensive Freundinenschaft, von der auch wirklich viele queer Menschen

01:12:36: berichten.

01:12:37: Ja, voll.

01:12:38: Genau.

01:12:39: Und zum 18.

01:12:40: Geburtstag von "Nickey" schenkt "Aliot" jetzt zum Beispiel auch eine Geburtstagkarte mit so

01:12:43: einer lesbischen Anspielung drauf und "Nickey" nimmt die Karte an und lächelt so und lacht

01:12:47: und umarmt ihn dann und irgendwie ist es halt auch so gleichzeitig voll schön, weil das

01:12:53: ja irgendwie auch erwidert wird und gleichzeitig halt auch voll belastend, weil sie es gar

01:12:58: nicht ausleben können und weil sie auch denken, dass es irgendwie falsch ist.

01:13:02: Ja.

01:13:03: Der Kontakt derbricht leider sehr abrupt ab und zwar in dem Moment, als sie einmal fast

01:13:10: dabei oder als sie dabei erwischt werden, wie sie sich fast geküsst hätten.

01:13:14: Sie legen nämlich armen Arben beieinander im Bett von "Nickey" und plötzlich kommt

01:13:18: ein Elternteil von "Nickey" hier reingeplatzt und ruckartig müssen sie dann voneinander

01:13:22: abweichen und danach haben sie auch tatsächlich keinen Kontakt mehr miteinander.

01:13:26: Viele Jahre später und das finde ich irgendwie so ganz schön auch, ist es natürlich tragisch,

01:13:33: dass es so enden musste, aber es ist ganz schön, er meldet sich nämlich wieder bei "Nickey"

01:13:38: und fragt, ob das eigentlich auf Gegenseitigkeit beruht hat und ja, es hat auf Gegenseitigkeit

01:13:41: beruht.

01:13:42: Also sie waren definitiv beide ineinander verliebt.

01:13:45: Ja.

01:13:46: Und die durften nicht so miteinander machen oder warum haben die sich da nicht mehr?

01:13:51: Also ich glaube, sie durften schon noch, aber also dadurch, dass es nie so offen kommuniziert

01:13:59: wurde oder zumindest habe ich das jetzt so verstanden, ohne mir anmaßen zu können,

01:14:03: dass ich weiß, was es bedeutet, ne.

01:14:05: Ich glaube, dass es halt so dadurch, dass sie so ruckartig voneinander weggegangen sind,

01:14:09: war das so ein Eingeständnis von, dass hier ist nicht nur eine Freundinenschaft.

01:14:12: Also weil natürlich irgendwie etwas verborgen werden musste und genau das war es dann nämlich

01:14:18: auch, es musste nämlich weiterhin verborgen werden und ab dann war halt, war es glaube

01:14:22: ich für die so, jetzt können wir es nicht mehr weiter so tun, als ob es nur eine Freundinenschaft

01:14:26: wäre.

01:14:27: Ja, ja.

01:14:28: Als Elliot 18 Jahre alt ist.

01:14:31: Von Inception?

01:14:32: Ist es die von Inception?

01:14:34: Ja, der, aber ja, also Inception spielt er auf jeden Fall auch mit.

01:14:39: Die Frau von, die mit den Träumen, die quasi die Frau, die Hauptrolle neben mir und halt

01:14:44: ich dachte die ganze Zeit, ich kenne, ich kenne doch das Gesicht.

01:14:48: Okay, aber ich finde es okay, wenn man dann sagt, die von Inception, also es ist ja

01:14:52: quasi eine Rolle.

01:14:53: Also die Rolle ist eine Frau, die ich vorhin eben.

01:14:54: Genau, eben, genau, so war das auch gemeint, nicht als die Schauspielerin.

01:14:57: Ja, safe.

01:14:58: Voll, aber das ist nicht der Film, den ich gemeint habe.

01:15:01: Okay.

01:15:02: Also er spielt noch bei einem anderen Film mit, aber Inception finde ich auch einen richtig

01:15:06: coolen Film.

01:15:07: Ja, krass.

01:15:08: Endlich, Juno.

01:15:09: Ja, stimmt.

01:15:10: Der Film kommt auch bald, ne?

01:15:13: Also wir sind bald bei Juno schon angelangt.

01:15:16: Ja, ich habe den Film geliebt, aber ich möchte nachher, wenn wir über Juno reden, möchte

01:15:21: ich über Juno reden.

01:15:22: Also da komme ich erst meine Gedanken zu Juno.

01:15:24: Boah, warte mal, ich möchte mal kurz darüber reden, wie krass das ist, weil ich habe gar

01:15:27: nicht gemerkt, dass mein Unterbewusstsein weiter dieses Bild abgeglichen hat mit allen

01:15:31: wirklichen Helmen.

01:15:32: Und der Kass-Heberstück.

01:15:33: Ja, stimmt.

01:15:34: Okay, gut.

01:15:35: Stimmt.

01:15:36: Als Elliot 18 Jahre alt ist, lösen sich seine Grenzen immer weiter auf oder zumindest ignoriert

01:15:46: er sie.

01:15:47: Am Set leidet er durch die weibliche Kleidung immer stärker an geschlechtstes Fory.

01:15:51: Sein Körper magert er immer weiter runter, will sich weiter selbst auflösen.

01:15:57: Hinzu kommt, dass er als junge und weiblich gesehene Person, die noch dazu kaum selbst

01:16:03: vertrauen hat, mehrfach sexuelle Gewalt erlebt.

01:16:05: Eine Frau vergewaltigt ihn mehrfach und auch verschiedene Männer schlafen mit Elliot, ohne

01:16:11: davor nach Konsens zu fragen.

01:16:12: Also diese Vergewaltigungen und die sexuelle Gewalt, die entsteht auch so dadurch, dass

01:16:21: das jetzt nicht so, wie man es sich vorstellen würde, ein klassisch so ein Überfall, sondern

01:16:25: die gehen so miteinander aus und Elliot, der schafft es halt nicht, nein zu sagen und

01:16:30: auf der anderen Seite die anderen Personen fragen auch nicht nach Konsens und lassen

01:16:34: ihm auch nicht die Zeit, die er braucht und dadurch entstehen eben wirklich mehrfach

01:16:38: Vergewaltigungen und ja, also ganz, ganz schlimm.

01:16:42: Beim Dreh von dem Film An American Crime kann sich Elliot dann dem Wunsch zu verschwinden

01:16:49: voll hingeben.

01:16:50: An American Crime, das ist nämlich ein Film, der beruht auf einer wahren Geschichte und

01:16:57: in diesem Film spielt Elliot die 16-jährige Sylvia Linkens, die 1965 Opfer von schlimmsten

01:17:04: Misshandlungen wurde.

01:17:06: Gemeinsam mit ihren Kindern vergewaltigt, verprügelt und vernachlässigt die Babysitterin

01:17:11: von Sylvia, eben Sylvia selbst und das auch oft vor den Augen der Kindern.

01:17:18: Die Misshandlungen gehen dann so lange bis Sylvia stirbt und Elliot, der muss jetzt eben

01:17:24: diese Rolle spielen und er schafft es wirklich kaum Abstand davon zu nehmen und ich glaube,

01:17:29: das ist auch wirklich sehr, sehr schwierig vor allem für eine Person, die auch kaum

01:17:33: Erfahrung hat, ne?

01:17:35: Ja.

01:17:36: Beim Dreh wird Elliot jetzt auch immer dünner und dünner und trotzdem und das ist jetzt

01:17:42: nämlich auch wieder so eine ganz schöne Nachricht, findet er auch hier am Set eine ganz besondere

01:17:47: Person, die ihn dann auch sein Leben lang begleiten wird und das ist Catherine Kiener.

01:17:52: Er wird sich sogar so das Kürze von ihnen, also C-Kiener, wird er sogar sich als Tattoo

01:17:59: tätowieren, als sein erstes Tattoo, weil sie so eine, weil sie ihn einfach immer begleiten

01:18:03: wird und ich habe da jetzt auch ein Bild mitgebracht, wo beide drauf sind und zwar in dem Film.

01:18:08: In dem Film spielt eben Elliot ja Sylvia und Catherine, die spielt quasi die Rolle von

01:18:15: der Frau, die ihn missbraucht oder die dann die Sylvie missbraucht, ne?

01:18:20: Dass sie dann trotzdem so eine Beziehung aufbauen können, stehe ich mir voll heftig vor.

01:18:25: Ja.

01:18:26: Aber irgendwie auch voll schön, ne?

01:18:28: Weil dadurch, weil irgendwie ihr hättest ja auch sein können, dass er dann auch so

01:18:32: schwierig findet dann zwischen den Personen zu unterscheiden und dann aber der Person

01:18:36: zu vertrauen, die diese Rolle spielt, ist glaube ich auch voll wichtig.

01:18:39: Also man sieht ihn, wie er gefesselt ist in einem gelben Kleid und er sieht halt aus

01:18:45: wie ein Kind finde ich, dadurch, dass er auch so ganz abgemagert ist.

01:18:48: Ich weiß nicht, ob das auch für seine Rolle ganz gut ist, keine Ahnung.

01:18:52: Ja.

01:18:53: Und eine ältere Frau, die ihn, die seine Hand, ihre Hand an seiner Wange hat, also älter,

01:19:00: sie ist älter als er, sie ist nicht älter generell, sondern sie ist so, würde sagen,

01:19:03: so vielleicht so 40 maximal.

01:19:05: Ja.

01:19:06: Und genau.

01:19:07: Ja.

01:19:08: Also er, der hat jetzt wirklich eine ganz schlimme Phase in seinem Leben, die Geschlechtesphorie,

01:19:16: die ist ganz schlimm.

01:19:17: Er muss sein queeres Liebesleben, muss er verstecken und eben wie gesagt seine Grenzen,

01:19:23: die lösen sich auf und dann hört er von einem Film und er liest sich so das Drehbuch durch

01:19:30: und er merkt, dieser Film, das ist eine absolute Traumrolle und auch da darfst du dir jetzt

01:19:36: das Bild angucken.

01:19:37: Ist es, ist es Juno?

01:19:39: Nee.

01:19:40: Ist es Juno?

01:19:41: Witzig.

01:19:42: Weil Juno auch so ein Jungsmädchen ist, oder?

01:19:45: Ja.

01:19:46: Ja.

01:19:47: Also ähm ...

01:19:48: Also es ist vor der Anfangsdäne, wo sie da mit der Pfeife in dem Sessel sitzt, das

01:19:54: ist am ganz am Anfang, ne?

01:19:55: Oder nicht?

01:19:56: Ja, also Juno, genau Juno sitzt da in dem Sessel.

01:19:58: Ich glaube auch, dass es irgendwie ganz am Anfang ist.

01:20:00: Ja, wer raucht Pfeife, wer mal schwanger ist.

01:20:02: Das wäre ja kein gutes Vorbild.

01:20:04: Stimmt.

01:20:05: Als er jetzt 20 ist, fliegt er jetzt gemeinsam mit Michael Kera, Sarah, Sarah, naja der,

01:20:17: weißt du, der dann die andere Rolle bekommt, zu einem Vorsprechen, auf das er sich übermäßig

01:20:23: freut, Juno.

01:20:24: Er konnte es sich nicht erklären, aber Juno, das war eine Figur, die er unbedingt spielen

01:20:30: wollte.

01:20:31: Als man ihm nach dem Vorsprechen dann verkündet, dass er den Job hat, steckt sein Herz bis

01:20:37: zum Heiz.

01:20:38: So ein Glück, er kann es kaum glauben.

01:20:40: Und bis zum Dreh dauert es jetzt noch einige Monate und Elliot, der bemüht sich jetzt genug

01:20:47: zu essen, um stabiler zu werden.

01:20:49: Und als es losgeht, hat er tatsächlich auch nur noch wenige Rückfälle.

01:20:52: Und am Set bekommt Elliot jetzt nämlich endlich auch ganz viel Autonomie und er sagt auch

01:20:59: selber, er spielt zwar eine schwangere Jugendliche, aber er wird nicht übermäßig feminisiert

01:21:04: und es wird auch auf größeres Make-up und auch auf Maske verzichtet.

01:21:08: Und Juno wird für Elliot jetzt so zu einer Verkörperung dessen, was jenseits des Binären

01:21:13: möglich ist.

01:21:14: Und ich finde, diese Beschreibung, ich fand es irgendwie so spannend, weil Juno ist für

01:21:22: mich persönlich.

01:21:23: Also wenn ich sagen würde, was für eine Art von Frau bist du, dann würde ich sagen, ich

01:21:28: bin irgendwie so wie Juno.

01:21:29: Und also irgendwie, weil ich so, ich weiß gar nicht wieso, aber das war halt so ein prägender

01:21:35: Film, ich habe den auch rauf und runter geguckt.

01:21:37: Und heute finde ich das irgendwie voll schön zu wissen, dass quasi das ein Transmann dafür

01:21:43: verantwortlich ist, dass ich meine Weiblichkeit wieso finden konnte.

01:21:46: Und ich glaube, das ist nämlich auch das, was die komplette Trans- oder Queer-e-Community

01:21:51: auch macht, die fordert nämlich so Geschlechtsstereotype auf eine Weise heraus, dass man sich

01:21:57: selber irgendwie wiederfinden kann.

01:21:59: Jenseits von dem, was man sein muss, wo man reinsortiert wird oder nicht reinsortiert wird,

01:22:04: so.

01:22:05: Und Juno ist halt für mich auch genau so eine Person gewesen.

01:22:08: Und deswegen fand ich das irgendwie so krass, das zu lesen, dass es für Elliot auch so war.

01:22:12: Und irgendwie, und auch sogar, obwohl er ja sogar eine Frau gespielt hat, aber ich würde

01:22:17: auch sagen, Juno ist halt eben, also ist ja auch so ein bisschen Queer gekoded irgendwie.

01:22:23: Obwohl sie, also Juno eine schwangere Frau ist.

01:22:27: Also, Elliot, dem geht es jetzt gut.

01:22:32: Leider verändert sich das.

01:22:34: Und zwar, sobald die Premiere von Juno ansteht und auch da, also kannst du dir gerne mal

01:22:40: das nächste Bild angucken und auch so ein bisschen sagen, wie Elliot da auf dich wirkt.

01:22:45: Oh, unglücklich.

01:22:47: Also Elliot trägt ein Kleid und halt so herausgeputzt für den roten Teppich und hat aber so die

01:22:56: Schultern so ein bisschen eingezogen, steht so ein bisschen gebeugt, da auch so ein bisschen

01:23:00: wie so steif in der Kleidung.

01:23:02: Also so ein bisschen so, ja, ich bin jetzt hier mit diesem Kleid so ein bisschen.

01:23:10: Ja, voll.

01:23:11: Ich finde auch, man sieht so sehr, dass er sich so unwohl fühlt.

01:23:15: Ja, voll.

01:23:16: Also, ja.

01:23:17: Er muss jetzt nämlich leider bei öffentlichen Auftritten immer ganz viel Make-up und auch

01:23:20: Kleider tragen und er hasst das halt über alles.

01:23:23: Er versteht auch nicht, warum er sich die ganze Zeit verkleiden muss, obwohl die Rolle von

01:23:26: Juno ja eigentlich so ganz anders ist.

01:23:29: Ja.

01:23:30: Und ihr Schauspielkollege, also Michael, der hingegen darf wirklich immer so kommen,

01:23:34: wie er möchte und das passt halt zufällig auch zu seiner Rolle.

01:23:37: Das war eh so, dass die Rollen von Juno und ich weiß gar nicht, wie der heißt in dem

01:23:42: Film, aber dieser andere, dass die auch gut zu den Schauspielern gepasst haben so, ne?

01:23:47: Und ja, und Elliot, der muss sich jetzt leider verstellen, Michael, der muss es nicht.

01:23:52: Während Elliot sich einerseits immer unwohler mit dem Geschlecht fühlt, dass das Außen

01:23:57: ihm aufdrücken will, macht er doch auch Fortschritte in seiner Sexualität.

01:24:01: Bei einer Freundin lernt er Paula kennen, mit er er gemeinsam in eine queere Bar geht.

01:24:08: Er ist miserabel im Flirten und doch nähern sich Elliot und Paula immer weiter an.

01:24:13: Als sie im Sommer gemeinsam mit ein paar Freund*innen auf eine Insel fahren, gemeinsam grillen, am

01:24:19: Lagerfeuersitzen, tanzen und Gitarren spielen, kommen er und Paula sich immer näher.

01:24:25: Und jetzt sitzen sie hier gemeinsam in der Bar, präsent in einem queeren Space, in dem

01:24:29: beide einfach so sein dürfen, wie sie eben sind.

01:24:33: Seit frühster Kindheit ist Elliot eingetrichert worden, sich für das zu schämen, was er ist

01:24:38: und wen er liebte.

01:24:39: Doch hier zählt das alles nicht mehr.

01:24:41: Paulas Haare, die Wirbeln beim Tanzen herum, ihr Körper bewegt sich zur Musik und Elliot

01:24:47: lässt sich vollkommen fallen, tanzt und genießt die Zeit.

01:24:50: Und dann kommen die Worte einfach so aus seinem Mund.

01:24:54: Darf ich dich küssen?

01:24:55: Und dann küsst er sie.

01:24:58: Hier, in einer queeren Bar vor allen anderen, einfach so.

01:25:03: Für einen Moment erlaubt er sich es zu genießen und die unerträgliche Last der Selbstverachtung

01:25:08: hebt sich endlich von seinen Schultern.

01:25:10: Schön.

01:25:17: Ich war gerade nicht so, ich habe gerade mit einem halben romantischen Ohr zugehört und

01:25:24: das andere Ohr hat mir einfach nur die ganze Zeit gesagt, ja, das ist in der UFSA glaube

01:25:28: ich gar nicht mehr möglich.

01:25:29: Und das war irgendwie so heartbreaking.

01:25:31: Ich habe da gerade nur so ein bisschen am Rande drüber nachgedacht, was da gerade los ist

01:25:35: und irgendwie weiß ich auch nicht.

01:25:36: Na ja, okay.

01:25:37: Ja, das ist so schlimm.

01:25:39: Das ist ja leider auch so, man könnte sagen, Trend, indem es sich jetzt wieder entwickelt,

01:25:44: ganz, ganz schlimm.

01:25:45: Und das Schlimme ist ja, wir haben ja wirklich noch zu keinem Zeitpunkt in unserer Geschichte

01:25:51: sagen können, dass queere Menschen wirklich frei sind und jetzt werden sie noch mehr eingeschränkt.

01:25:55: Ja.

01:25:56: Ihr redet jetzt auch mit seiner Mutter noch mal darüber.

01:25:59: Also er sagt jetzt einfach so, ich bin eine Frau verliebt, sie heißt Paula und das ist

01:26:03: so.

01:26:04: Also so viel mehr sagt er jetzt auch gar nicht zu ihr, aber irgendwie ist er jetzt trotzdem

01:26:08: so vor seiner Familie Wissen ist jetzt einfach so alle.

01:26:11: Und auch die meisten Freundinnen und auch die Managerin weiß eben, also da ist er als

01:26:17: queer geoutet.

01:26:18: Paula ist aber vor ihrer Familie gar nicht geoutet, also die hatte ihr Coming Out nicht

01:26:23: und in der Öffentlichkeit müssen sie deshalb immer die Beziehungen auch verbergen, aber

01:26:27: das müssen sie ja sowieso, weil auch die Öffentlichkeit also, Elliot hatte quasi als Star jetzt auch

01:26:33: noch nichts in Coming Out.

01:26:34: Jedes Date wird deshalb auch überschattet von dem Gefühl, ob man es den beiden ansehen

01:26:39: kann.

01:26:40: Sie tun jetzt so, als ob Paula jetzt jetzt Assistentin wäre und sie wohnen jetzt sogar

01:26:44: auch zusammen und eben teilweise in Hotel, sie nachdem wo halt die Dreharbeiten sind und

01:26:50: dann müssen sie aber auch immer so verschiedene Zimmer buchen und da dann auch einchecken

01:26:54: und so damit halt ja niemand so dahinter kommt.

01:26:56: Also es ist wirklich alles mit sehr viel Stress und sehr viel Aufwand verbunden.

01:26:59: Während dem Dreh von Roller Derby zieht Paula jetzt zu Elliot nach Toronto und dort entstehen

01:27:06: jetzt aber leider auch sehr große Konflikte.

01:27:08: Nämlich dadurch, dass sie, also dass Elliot zum Beispiel versteht nicht warum Paula das

01:27:14: der Familie nicht sagt und auch dadurch dass halt Elliot das dann in der Öffentlichkeit

01:27:18: nicht sagen kann und so also da entstehen jetzt ganz viele Reibereien und Konflikte und

01:27:23: die Liebe von den beiden ist jetzt wirklich nur noch so ein großes Versteckspiel.

01:27:27: Und leider trennen sie sich deswegen auch.

01:27:31: Also das führt dann dazu, dass die Beziehung immer wieder zu Brüche gehen und leider ist

01:27:36: es auch bei den nächsten Beziehungen so, die Elliot führt.

01:27:38: Mit 24 lernt er zum Beispiel auch seine zweite Freundin kennen und bekommt durch sie jetzt

01:27:43: auch endlich einen queeren Freund in den Kreis und er merkt auch wie gut es ihm tut unter

01:27:47: den ganzen Menschen zu sein und vor allem auch unter Menschen zu sein, die seine Gefühlswelt

01:27:51: verstehen können und von denen er sich weder rechtfertigen noch erklären muss und trotzdem

01:27:56: geht auch diese Beziehung so in die Brüche, weil es immer noch ein Versteckspiel ist

01:28:01: vor der Öffentlichkeit.

01:28:02: Und auch an seine Geschlechtsidentität, an die kann Elliot gar nicht denken.

01:28:08: Also jedes Mal wenn auch die Therapeutin von ihm ist, auch seit Jahren schon in Therapie

01:28:12: darüber spricht, dann fängt er sofort an zu weinen, kann kein Wort dazu sagen und so

01:28:19: fällt auch immer so in tiefe mentale Löcher oder starke Depressionen und die Therapie

01:28:23: hilft ihm jetzt auch gar nicht.

01:28:25: Aber trotzdem geht er seinen Weg, was Liebe angeht und Sexualität angeht und da habe

01:28:32: ich dir jetzt ein kleines Video, das ich dir hoffentlich zeigen kann.

01:28:37: Und ich trage auf deine Stärke und deine Unterstützung in Wahlen, die du nie wissen kannst.

01:28:46: Und ich bin hier heute, weil ich schmutzig bin.

01:28:50: Und weil, und weil, vielleicht kann ich einen Unterschied machen.

01:29:02: Und ich habe mich immer noch zufrieden.

01:29:14: Ich habe mich immer noch zufrieden.

01:29:18: Ich habe mich immer noch zufrieden.

01:29:22: Ich habe mich immer noch zufrieden.

01:29:25: Ich habe mich immer noch zufrieden.

01:29:28: Aber was ich gelernt habe, ist das Liebe, die Schönheit, die Glück und sogar die Schmerzung.

01:29:38: Das ist das beste Gifte zu geben und zu vergeben als ein Mensch.

01:29:43: Ja, also wie ihr wahrscheinlich alle gehört haben oder für alle, die auch Englisch nicht

01:29:50: so gut können, Elliot hat jetzt endlich sein Coming Out mit 27 Jahren und er spricht jetzt

01:29:55: auch selber darüber, wie schlimm man darunter leidet, seine eigene Identität selbst auch

01:30:03: zu leugnen und wie sehr, also wie belastend das ist.

01:30:08: Und ich weiß nicht, ob man das jetzt so gut gehört hat mit der Übertragung, aber man

01:30:12: hört auch richtig, dass er wirklich so kurz davor ist, auch los zu heulen.

01:30:16: Ja.

01:30:17: Also, ja.

01:30:18: Und was ich aber voll schön finde, ich finde, jede queere Person hat es verliebt beim Coming

01:30:23: Out.

01:30:24: Er bekommt Standing Ovation.

01:30:25: Ja, finde ich auch süß.

01:30:27: Richtig cool.

01:30:28: Was war das für eine Veranstaltung?

01:30:30: Genau, das Ganze findet nämlich in Las Vegas auf einer Konferenz der Human Rights Campaign

01:30:35: namens Time to Thrive statt.

01:30:37: Und die Auftaktveranstaltung, da soll Elliot eben eine Rede halten und die legt den Fokus

01:30:43: auf die LGBTQI+ Jugend.

01:30:45: Und das nutzt eben Elliot, um jetzt aus den Coming Out zu haben.

01:30:49: Also, ich glaube auch da hat er sich so einen, so einen Safe Space ausgesucht.

01:30:54: Am ersten Tag nach dem Coming Out kommen jetzt die Kolleginnen jetzt verwundert zu

01:30:59: ihm.

01:31:00: Du fürksst so anders, viel gelassener und freier.

01:31:03: Für Elliot bedeutet das Coming Out nicht nur einen riesigen Schritt auf sich selbst zu,

01:31:08: sondern tatsächlich auch viel mehr Freiheit.

01:31:11: Endlich kann er seine Dates in der Öffentlichkeit küssen.

01:31:14: Keine Blicke über die Schultern mehr, keine Angst mehr.

01:31:17: Endlich gibt es kein Versteckspiel mehr.

01:31:20: Nur noch die bedingungslose Liebe und Freiheit, die er sich selbst schon immer geschuldet hatte.

01:31:25: Doch auch die verbalen Attacken, die nehmen jetzt leider zu.

01:31:30: Also es ist leider nicht nur schön, sondern in einer queerfeindlichen Welt eben auch feindlich.

01:31:35: Und als Elliot jetzt zum Beispiel wenige Monate später auf der Party von einer Freundin ist,

01:31:41: kommt ein Schauspielkollege auf Elliot zu.

01:31:43: Viel zu dicht stellt er sich vor Elliot, starte auf ihn herunter.

01:31:47: "Ich krieg doch mit, was du machst.

01:31:50: Ich bin doch nicht blöd.

01:31:51: Ich kapier das schon."

01:31:52: Elliot, der solche Situationen schon kennt, der fragt jetzt, was genau er selber denn machen

01:31:58: würde.

01:31:59: "Was mache ich denn?"

01:32:00: Und der Mann, der er widert, "Na komm, ist doch offensichtlich.

01:32:04: Du willst Aufmerksamkeit."

01:32:05: Vertraute Ton, vertraute Körpersprache, aggressiv, drohend.

01:32:10: Eine reine Machtdemonstration.

01:32:13: Geht es darum, dass ich queer bin?

01:32:15: Der Satz schien hier noch weiter zu lösen.

01:32:18: "So was gibts nicht.

01:32:19: Du bist nicht queer.

01:32:20: Du hast bloß Angst vor Männern."

01:32:22: Elliot lässt den Mann jetzt stehen und geht aus der Situation.

01:32:26: Männer haben Angst vor Frauen, die keine Männer brauchen.

01:32:28: Er ist so.

01:32:29: Elliot lässt den Mann stehen und geht jetzt aus der Situation.

01:32:34: Doch er läuft Elliot jetzt nach.

01:32:36: "Du hast einfach Angst vor Männern.

01:32:39: Männer sind Raubtiere und du hast Angst vor ihnen."

01:32:41: Elliot sagt ihm, er soll jetzt bitte aufhören, ihn zu belästigen, aber der Widerstand ist

01:32:46: zwecklos.

01:32:47: Und jetzt kurz Triggerwarnung nochmal für den nächsten Satz.

01:32:51: Also sexualisierte Gewalt und Belästigung.

01:32:55: Ich f*ck dich mal so richtig durch.

01:32:58: Dann wirst du schon merken, dass du doch auf Männer stehst.

01:33:01: Ich leg dein kleines Ar*ck mit, garantiert nach Limette.

01:33:04: Wirst du schon sehen.

01:33:05: Ich fette erst schwul.

01:33:06: Solche Männer sind immer auch selber einfach.

01:33:10: Weil das ist immer so verinnerlichter Selbsthass einfach nur.

01:33:14: So, warum geht man sonst gegen queere Menschen?

01:33:17: Also das ist doch immer nur so was.

01:33:19: Ich hab auch das Gefühl, du bist nur, also der Hass, der muss ja irgendwo entstehen

01:33:23: und Hass ist immer bezogen auf irgendwas, was man eigentlich lieben sollte.

01:33:29: Also ganz viele Menschen sagen zum Beispiel, ich hasse mein Vater, ich hasse meine Mutter.

01:33:33: Aber wenn man jetzt so random fremde Menschen hasst, dann ist es immer ein Hinweis darauf,

01:33:37: dass man eigentlich sich selber hasst.

01:33:39: So, weil hast du nicht immer, weil ich glaube, ich hasse Nazis oder so, ist ja schon nochmal

01:33:44: was an.

01:33:45: Also weiß das ich meine, also ich glaube, pauschalisieren kann man das nicht, aber ich glaube gerade

01:33:49: bei Queerfeindlichkeit ist es schon so, weil das ist ja so random.

01:33:53: Also so, warum sei man sich mit einem Thema aus der Ansätze, mit dem man nichts zu tun

01:33:56: hat sozusagen.

01:33:57: Also weiß das ich meine?

01:33:58: Und dann noch so intensiv.

01:34:00: Ja, eben.

01:34:01: Das ist so.

01:34:02: Elgert, der bekommt jetzt natürlich Angst und der verschwindet jetzt aufs Klo und versteckt

01:34:08: sich da in der Hoffnung, dass eben der Mann ihm nicht folgt und der Mann folgt ihm auch

01:34:12: tatsächlich nicht.

01:34:13: Er schließt sich jetzt ein, er hat natürlich total Panik.

01:34:16: Also er versucht sich jetzt auch erstmal zu beruhigen und als mehrere Minuten dann auch

01:34:20: verstrichen sind, schleicht er aus der Toilette heraus und geht von der Party nach Hause.

01:34:24: Und nun mal so, also Elgert, der sagt also veröffentlicht den Namen nicht von dieser

01:34:31: Person, aber er sagt auch, es ist einer der berühmtesten Schauspieler der Welt.

01:34:34: Wir wissen es ist nicht Leonardo DiCaprio und wir wissen es ist nicht Hugh Jackman,

01:34:42: bei der die beiden erwähnt er nochmal in seinem Buch als sehr zu vorkommende und nette Menschen

01:34:46: so.

01:34:47: Aber ansonsten irgendjemand ist es und Elgert sagt auch selbst diese Geschichte, das ist

01:34:52: nur eine Stellvertrettergeschichte, die ist so passiert.

01:34:54: Es sind ihm aber noch viel mehr Sachen passiert und immer waren es halt eben von den Schauspielern,

01:34:59: die man so kennt, so heterosexuelle Zismänner.

01:35:03: So, ne?

01:35:04: Also das Leben von Elgert geht jetzt mehr oder weniger genau so weiter.

01:35:09: Also einerseits liebt er eben offen, sein queeres Liebesleben kann sich gleichzeitig nicht

01:35:15: so ganz mit seiner Geschlechtssphorie auseinandersetzen und das fällt ihm einfach sehr schwer und

01:35:20: auch die verbalen oder körperlichen Attacken gehören auch leider zu seinem Leben.

01:35:24: Als Elgert jetzt 30 Jahre alt ist, da geschieht er sich langsam ein, dass er trans ist.

01:35:32: Also da passiert irgendwie was mit ihm.

01:35:34: Er beginnt jetzt zum Beispiel Freund*innen zu fragen, ob sie sich vorstellen könnten,

01:35:39: dass er trans sein könnte und geht auch weiterhin in Therapie und beginnt Stück für Stück darüber

01:35:45: auch mit Menschen zu sprechen, denen er am meisten vertraut.

01:35:47: Mit 30 bricht Elgert jetzt nach mehreren Versuchen, sich mit seinem Vater zu versöhnen, auch

01:35:54: endgültig den Kontakt zu ihm ab und ich glaube wahrscheinlich ist das auch ein Schritt, der

01:35:59: dazu geführt hat, dass er sich selber akzeptiert oder vielleicht das ist auch ein bisschen

01:36:02: andersrum, das ist ja oft so.

01:36:04: Und da ist jetzt halt auch so der Vater und auch die Linda, das ist auch wieder so ekelhaft.

01:36:10: Die Teilen sind immer noch zusammen.

01:36:12: Ja, die bleiben auch zusammen.

01:36:14: Die teilen jetzt auch immer wieder so queerfeindliche Tweets und teilweise sogar auch Tweets von

01:36:20: Personen, die ganz direkt und öffentlich Elgert attackieren.

01:36:23: Also das kann man sich nicht vorstellen.

01:36:26: Alter Linda ist so ne Scheiße.

01:36:27: So ekelhaft.

01:36:28: Elgert, der trifft jetzt aber auch Emma Porter.

01:36:33: Und die beiden Heilraten sogar und ich habe dir ein Bild von beiden mitgebracht.

01:36:37: Und jetzt Achtung, Emma Porter, die Pronomen sind "day" deren, also weil ich glaube man

01:36:45: kann Emma schnell weiblich lesen.

01:36:47: Ah, das heißt aber, da war Elliot auch noch nicht in seiner trans identität.

01:36:52: Er hat trans geoutet.

01:36:53: Ne.

01:36:54: Ja, die stehen beide wahrscheinlich auch wieder auf einem roten Teppich oder so oder ich weiß

01:36:59: nicht oder vielleicht auf irgendeiner Premiere, keine Ahnung.

01:37:02: Insofern ist er so glamouröser Hintergrund.

01:37:04: Die sind beide relativ schick angezogen.

01:37:06: Haben so einen Frauenanzug, nennt man das Hosenanzug.

01:37:11: Hosenanzug.

01:37:12: Also beide haben so einen, also Emma trägt einen Rollkranken Polo und darüber so ein

01:37:17: Jackett und Elliot trägt eine Blue und darüber ein Jackett.

01:37:21: Und die lächeln beide und sehen beide glücklich aus.

01:37:25: Sobald ich finde, dass Elliot jetzt nicht 100, also die sieht so ein bisschen verhaltener

01:37:28: glücklich aus als Emma.

01:37:30: Ja.

01:37:31: Ich sag das immer noch mal.

01:37:32: Ja, das ist voll schwierig.

01:37:34: Boah, das ist so schwierig.

01:37:35: Denn es ist ja gar kein Problem für mich von er zu sprechen.

01:37:37: Aber sobald ich dann das Bild von mir habe und daran sieht man halt auch wie wichtig

01:37:40: das ist.

01:37:41: Auch seitdem.

01:37:42: Wie wichtig das ist, dass halt eben trans Menschen eben auch sich anziehen dürfen, wie

01:37:47: sie wollen, kurze Haare tragen können.

01:37:49: Ja.

01:37:50: So.

01:37:51: Ich finde das eigentlich, das kann man gut drin lassen, weil ich finde das ist ein wichtiges

01:37:52: Thema.

01:37:53: Ja, gerne.

01:37:54: Was so dieses Weiblich gelesen eben ausmacht und dass halt diese Pronomen auch einfach

01:37:58: übelst problematisch sind dadurch.

01:38:00: Also genau, er trägt ein Hemd und ein Jackett drüber und er sieht weniger glücklich aus

01:38:06: als sie, würde ich sagen.

01:38:07: Also er sieht ein bisschen, trotzdem so ein bisschen verhaltener glücklich aus.

01:38:10: Ja, für mich auch.

01:38:12: Aber nicht unglücklich.

01:38:13: Nee, ich finde es irgendwie voll interessant, weil ich habe auch das Gefühl bei dir im Kopf,

01:38:19: weil mit dem Pronomen war es die ganze Zeit kein Problem, bis du rausgefunden hast, wer

01:38:26: hinter ihm steckt.

01:38:27: Nein.

01:38:28: Und ich glaube, weil wir nicht mehr haben.

01:38:29: Das war immer kein Problem, weil ich habe dann gesagt, die aus Inception, aber das

01:38:32: ist ja auch eine Schauspielerrolle.

01:38:34: Also das ist ich ja.

01:38:35: Ja, voll, voll.

01:38:36: Und nur als ich das Video wieder gesehen habe, weil da halt dann auch einfach eine Frau irgendwo

01:38:40: steht.

01:38:41: Also halt weiß das, ich meine, das ist ja das, wie wir es klassifizieren.

01:38:43: Ja.

01:38:44: Und das ist ja.

01:38:45: So wie wir es halt sehen, ne?

01:38:46: Eben, das ist das, was mit Weiblich gelesen gemeint wird.

01:38:48: Ja, voll.

01:38:49: Na ja, also eben, du hast es gerade schon gesagt, El jetzt sieht jetzt nicht so 100 Prozent glücklich

01:38:57: aus und er war auch nicht 100 Prozent glücklich, weil er breit jetzt hier wieder auf einen Beziehungsmuster,

01:39:02: dass er nur zugut von sich kennt.

01:39:04: Er verliert sich nämlich jetzt nach und nach unter Emas Problemen und beginnt sich selbst

01:39:09: aufzulösen.

01:39:10: Und ich denke auch, das ist eben dem geschuldet, dass er auch immer über seine Grenzen gehen

01:39:14: musste.

01:39:15: Drei Jahre später trennen sie sich auch schon wieder und jetzt beginnt auch die Corona-Pandemie.

01:39:21: Für Eljad ist es tatsächlich was sehr Positives, nämlich eines der schönsten Sachen, die ihm

01:39:28: seit langem passieren könnten und es liegt nur indirekt mit der Corona-Pandemie zusammen.

01:39:33: Und zwar ist es so, dass er zu der Zeit gerade in Frankreich ist und während im Winter die

01:39:38: Maskenpflicht herrscht, passiert in Eljads Umfeld jetzt etwas, das er nie für möglich

01:39:43: gehalten hätte.

01:39:44: Eljad, der trägt jetzt nämlich immer Masken und hinter diesen Masken erkennen ihn jetzt

01:39:49: plötzlich alle auch als Mann.

01:39:51: Also werden er zufällig Menschen begegnet, nennen sie ihn Monsieur und sprechen ihn eben

01:39:56: auch als Mann an.

01:39:57: Und für ihn ist es jetzt so so schön, ich finde es auch mega spannend, und er fühlt sich jetzt

01:40:03: so frei und wirklich einfach so sehr wie er selbst und schafft es jetzt auch endlich und

01:40:09: wahrscheinlich auch dadurch sich mit seiner Geschlechtsdysforie und auch mit seiner Geschlechtsidentität

01:40:15: auseinanderzusetzen.

01:40:16: Und leider, also so schön wie der Winter für Eljad ist, so schwer erdrückt ihn jetzt

01:40:23: seine mentalen Probleme wieder, als nämlich der Sommer einkährt.

01:40:28: Im Sommer kann Eljad sich jetzt nicht mehr unter seinen weiten Klamotten und auch mehrere

01:40:32: Schichten verstecken und wird jetzt eben auch viel öfter wieder als Frau erkannt und

01:40:38: vor allem eben auch als so quasi der Filmstar.

01:40:42: Und er hält jetzt diese Blicke kaum aus und hasst auch zum Beispiel, dass er einen BH

01:40:49: tragen muss, um seine Brüste.

01:40:52: Also das Ding ist halt, er kann ja nicht, natürlich können weiblich gelesene Personen

01:40:58: ohne Oberteil rumlaufen oder ohne BH und so, aber wenn es halt heiß ist, kannst du nur

01:41:04: nicht ganz so viele Sachen anziehen und so, ne?

01:41:07: Und dadurch sieht man halt seine sekundären Geschlechtsmagnale.

01:41:10: Obwohl seine Transidentität längst nicht mehr zu übersehen ist, steckt Eljad noch

01:41:17: immer in den alten Stimmen fest, in den Flüstern der Zweifel, die sich wie Schatten in seine

01:41:23: Gedanken gelegt haben.

01:41:24: Trotzdem macht er einen Termin für eine Mastektomie, also für eine Entnahme seines

01:41:30: Brustgewebes und als der Termin dafür näher rückt, sagt er ihn kurzerhand ab.

01:41:36: Zu groß ist die Hoffnung, es vielleicht doch richtig in Anführungsstrichen machen zu können,

01:41:42: besser zu funktionieren, einfach zu akzeptieren, was er ist.

01:41:46: Doch was er nicht sieht, dieses "was" war nie das Problem.

01:41:51: Es war das "wer" und solange er versucht sich mit einem Bild zu versöhnen, das ihn nie

01:41:56: wirklich abgebildet hat, kann er nicht er selbst sein, sich nicht erkennen, nicht lieben,

01:42:02: nicht leben.

01:42:03: Also zieht er sich zurück.

01:42:05: Er reist jetzt nämlich in eine Hütte in Nova Scotia, umgeben von dichten Wäldern und

01:42:11: auch schlechten Internetempfangen und er geht da mit seinem Hund Mohin, der ihn begleitet.

01:42:16: Dort fällt jetzt erstmal alles von ihm ab, die Kraft, der Antrieb und auch der Wille

01:42:21: aufzustehen.

01:42:22: Also er fällt jetzt in eine ganz tiefe Depression.

01:42:24: Die Tage vergehen zwischen Bettdecken, Atemzügen und dem leisen Rauschen der Bäume und doch

01:42:31: etwas arbeitet in ihm.

01:42:32: In dieser Lehre beginnt langsam ein neues Verstehen, kein lauter Moment, kein dramatischer

01:42:39: Schritt, eher ein Aufleuchten wie Morgendunst, der sich hebt.

01:42:43: Er jett war nie falsch.

01:42:46: Er war nie weniger, er war nie eine Frau.

01:42:49: Er ist er jett, ein Mann und genauso darf er auch leben.

01:42:54: Nicht irgendwann, nicht unter Vorbehalt, sondern jetzt.

01:42:58: Also besteht er sich jetzt doch, die OP zu machen und die verdäuft auch sehr gut und

01:43:04: er wird jetzt auch sehr gut umsorgt von seinem Freund Mark.

01:43:08: Also Mark taucht hier in seinem Leben wieder auf.

01:43:11: Schön.

01:43:12: Die haben sich nämlich aus den Augen verloren, ich weiß gar nicht, ob ich das jetzt erzählt

01:43:16: habe, aber bei der Premiere von Juno sieht Mark Ayet und er sieht in diesem Kleid und

01:43:23: er ist so, das ist er nicht.

01:43:24: Und Ayet, der kann seinem Freund jetzt gar nicht mehr in die Augen gucken.

01:43:27: Weil er sich so sehr dafür schäme, dass er sich so verbiegt und eben nicht er selbst

01:43:31: und sein Versprechen nicht halten kann.

01:43:34: Nach einiger Zeit darf Ayet jetzt den Verbands-Selbstart nehmen und die Haut, die ist noch wund,

01:43:42: die Schmerzen bohren, aber da ist noch etwas anderes, etwas leichtes, das über allem liegt,

01:43:49: fast wie Freude.

01:43:50: Seine Nippel, die wurden entfernt, also man entfernt die, man schneidet die so raus, dann

01:43:56: nimmt man das Brustgewebe raus und dann versetzt man sie quasi dahin, wo sie hingehört und

01:44:01: näht alles zu.

01:44:02: Also nicht diese Narbe und dann drunter, ich dachte, man macht die Narbe.

01:44:06: Doch, genau.

01:44:07: Also man schneidet quasi hier so auf und nimmt aber auch die Nippel, weil natürlich, wenn

01:44:14: du das Fettgewebe oder das Gewebe, das Brustgewebe rausnimmst, dann verschiebt sich alles her.

01:44:18: Das macht man aber nicht nur quasi bei, wenn es wegen einem Geschlechtsangleichenden

01:44:23: Grund ist, sondern zum Beispiel auch bei Krebs und so.

01:44:27: Also du musst die Nippel dann auch versetzen, weil es sich sonst einfach verschiebt.

01:44:31: Aus seinem Körper ragen jetzt außerdem auch noch Schläuche, durch die das Wundwasser

01:44:38: abläuft und er ist wirklich ganz schwach, aber da ist auch noch was anderes.

01:44:44: Zum ersten Mal fühlt er sich ganz.

01:44:48: Während Marc in der Küche steht und teekoch und auch irgendwie so berührt, ist es vor

01:44:53: allem das, was zwischen ihm geschieht, das Halt, nämlich die Worte, die wie warme Hände

01:44:59: sind leise und ehrlich.

01:45:01: Und irgendwann hebt er hier den Blick, sieht Marc an, den Menschen, dem er eins versprochen

01:45:07: hatte, er selbst zu sein und das Beste aus sich herauszuholen.

01:45:11: Etwas in ihm ist still geworden, nicht leer, sondern friedlich.

01:45:17: Der Kampf mit dem Spiegel, mit dem Körper, mit dem Ständigen, nicht genug sein, der

01:45:22: ist jetzt vorbei.

01:45:24: Nie wieder sollte jemand denken, er jetzt sei eine Frau gewesen, denn das war er nie.

01:45:30: Nicht im Innersten, nicht in der Wahrheit, die man nicht sehen, aber fühlen kann.

01:45:35: Er war ein Mann, immer.

01:45:37: Auch wenn die Welt es nicht sah.

01:45:39: Auch wenn er selbst es manchmal nicht glauben konnte.

01:45:43: Und jetzt, endlich, sahen es alle.

01:45:47: Damit sind wir auch am Ende der Geschichte angelangt.

01:45:53: Und jetzt kannst du noch ein letztes Bild von ihm angucken.

01:45:56: Aber hat er jetzt auch noch eine Montherapie schon angefangen?

01:45:59: Genau, also inzwischen, also Ende des Buches, also Veröffentlichungszeitpunkt des Buches,

01:46:05: das ist jetzt, also dann fünf Jahre später, hat, ist er schon seit fünf Jahren auch auf

01:46:10: Testosteron.

01:46:11: Also inzwischen hat sich auch seine Stimme zum Beispiel angeglichen.

01:46:14: Und auch die Gestechsorgane, die gleichen sich ein bisschen an.

01:46:19: Und das ist jetzt vielleicht auch interessant für Menschen, die selbst trans sind.

01:46:22: Also er spricht davon, dass er sowohl Nivolva als auch ein Penis hat.

01:46:26: Also für ihn ist das so ganz klar.

01:46:28: Aber ohne App-Operation, sondern ...

01:46:31: Ohne App-Operation, ja.

01:46:33: Also nur mit Testosteron, aber auch schon mit Testosteron beginnt es halt zu wachsen.

01:46:39: Also deswegen ...

01:46:40: Ja, aber das ist ja auch der Grund, warum die Klippdorff so verschieden groß ist.

01:46:44: Und warum gerne so ...

01:46:45: Weil der Testosteronspiel ist ja auch nicht festgelegt quasi.

01:46:48: Ja, genau, voll.

01:46:50: Also er sieht auf jeden Fall aus wie ein Mann.

01:46:54: Er hat kurze Haare und steht da in so einem weißen Muskelshirt, würde ich sagen.

01:47:01: Ich nenne man das so eine und ein Jeans.

01:47:03: Und er sieht immer noch nicht glücklich aus, aber ich glaube, das soll er auf dem Bild

01:47:06: auch einfach nicht.

01:47:07: Das ist so ein Model.

01:47:08: Ich finde aber, er sieht trotzdem von der Ausstrahlung so viel stärker aus, findest

01:47:13: du nicht?

01:47:14: Ich weiß nicht, ob das so von diesen Muskelshirt kommt.

01:47:17: Also ich finde schon, dass man sieht, dass er vielleicht mal was durchgemacht hat oder

01:47:21: so.

01:47:22: Ich finde, man sieht das aber so ein bisschen bei den Menschen in den Augen.

01:47:24: Aber es ist vielleicht auch viel rein interpretiert.

01:47:26: Also er sieht auf jeden Fall aus wie ein Mann.

01:47:28: Ja.

01:47:29: Ja, voll, absolut.

01:47:30: Und ich habe dir noch ein zweites mitgebracht, weil er fandest du ein bisschen hot.

01:47:35: Ich finde das so krass, weil er sieht sich auch trotzdem noch voll ähnlich.

01:47:40: Also ich finde, es gibt manche ...

01:47:41: Ja, er sieht einfach eins aus wie er aussieht.

01:47:43: Es gibt manche Tanzmänner, wo du dir denkst, das war niemals dieselbe Person, wie die Vorbilder

01:47:52: quasi, also die Davorbilder.

01:47:54: Aber ich finde bei ihm sieht man schon noch, dass er halt dieselbe Person ist sozusagen.

01:48:01: Ich finde auch, dass er vom Style her sich gar nicht so sehr verändert hat und so.

01:48:07: Also eigentlich war er wirklich schon immer halt ... also er hat das ja schon immer so

01:48:10: ein bisschen gelebt, sobald er durfte, sobald er 18 war.

01:48:13: Also er hat auch so ein offenes Hemd und so eine weite Hose.

01:48:18: Ja.

01:48:19: Voll, ich glaube auch, dass es wahrscheinlich, dass er auch so ein bisschen so ... es gibt

01:48:26: ja auch so verschiedene Arten von Lesben.

01:48:30: Und ich meine, er war natürlich nie in dem Sinne ein Lesbe, weil er immer ein Mann war.

01:48:35: Aber innerhalb von der Queeringszene gibt es ja schon auch so mehr so maskulinere Lesben,

01:48:40: die dann auch mehr so ein bisschen männlichere Kleidung anziehen oder so.

01:48:44: Ja, genau.

01:48:45: Und ich finde genau so, daran hat er sich wahrscheinlich auch ein bisschen orientiert.

01:48:47: Und ich finde, man merkt es halt auch, ne?

01:48:49: Ja, voll.

01:48:50: Voll.

01:48:51: Ja, irgendwie voll schön.

01:48:53: Okay, hast du noch mal Worte dazu zu sagen?

01:48:56: Ansonsten habe ich dieses Mal, wie immer, im Gegensatz zu letzten Mal, noch mal so schönes

01:49:00: Schlussworte dabei, damit wir alle hier empowernd aus dieser Folge rausgehen können.

01:49:04: Ich will nur einmal noch festhalten, dass, wenn ihr Kinder habt und die Interesse daran

01:49:10: haben, mit Mädchensachen zu spielen, Mediungssachen zu spielen, je nachdem, ob es dasselbe Geschlecht

01:49:14: ist, was sie gerade haben oder nicht.

01:49:16: Ich finde, in der Folge wurde noch mal sehr deutlich, was es mit einem Kind machen kann,

01:49:20: dass irgendwie einfach sich überhaupt nicht angenommen fühlt zu Hause.

01:49:23: Und ich kann mir vorstellen, ich will das gar nicht verurteilen, wenn Eltern damit ein

01:49:28: Problem haben.

01:49:29: Also ich finde halt, Ängste sucht man sich ja quasi auch nicht aus, aber tragt diese

01:49:34: Ängste nicht auf dem Rücken eurer Kinder aus.

01:49:36: Wenn ihr das nicht aushaltet, dann geht in Therapie so, arbeitet an euch, aber ansonsten

01:49:41: leiden eure Kinder drüber und es sind eure Kinder.

01:49:43: Und es ist eure Aufgabe euren Kindern einen sicheren Hafen quasi zu geben und da auch

01:49:49: euch einzugestehen, okay, ich habe da gerade wirklich Vorurteile und Glaubenssätze und

01:49:55: Probleme, die ich jetzt einfach aufarbeiten muss, weil das tu ich für mein Kind so.

01:49:59: Und ich finde das wirklich so.

01:50:01: Weil ich will das gar nicht, ich kann es mir selber gar nicht vorstellen, wie das ist

01:50:05: in so einer Situation.

01:50:06: Ich weiß, wie es ist als Mutter und ich weiß, wie es ist, was man sich für sein Kind wünscht

01:50:10: und keine Ahnung war.

01:50:11: Und ja, also ich wollte jetzt nur noch mal sagen, das ist halt eure Verantwortung, dass

01:50:14: euren Kindern sowas nicht passiert und dass es denen nicht so schlecht geht.

01:50:18: Und wenn ihr das, wenn euch das schwerfällt, dann ist eure Verantwortung dafür zu sorgen,

01:50:22: dass es euch nicht mehr schwerfällt, so will ich es eigentlich sagen.

01:50:25: Ja.

01:50:26: Ja, absolut.

01:50:27: Und es ist auch so, dass sogar das nie zu spät dafür ist.

01:50:33: Also auch Elliot, der ja schon auch in seiner Kindheit gelitten hat, der hat sich inzwischen

01:50:37: mit seiner Mutter versöhnt.

01:50:39: Die hat es geschafft, die hat es aufgearbeitet, sie kann ihn jetzt so akzeptieren, wie er

01:50:44: ist und die haben jetzt eine gute Beziehung zueinander.

01:50:47: Ja.

01:50:48: Und deswegen auch also, wenn ihr eure Kinder nach wie vor liebt, dann nehmt es den Angriff

01:50:53: und na klar, wenn die Kinder sagen, so wie bei Dennis, also das ist jetzt Schlussstrich

01:50:59: und ich kann da jetzt nicht mehr hin, aber oft ist es auch noch nicht zu spät.

01:51:05: Ja.

01:51:06: So.

01:51:07: Ja und selbst bei Dennis, ich glaube, wenn er das richtig aufarbeiten würde und sich

01:51:11: entschuldigen würde und sich wirklich ändern würde, die meisten Kinder, die verzeihen ihren

01:51:16: Eltern ja sowas auch, ne?

01:51:17: Das ist ja irgendwo das tragische daran.

01:51:20: So ein bisschen auch.

01:51:21: Ja, ist so.

01:51:22: Ja, ist so.

01:51:23: Ja.

01:51:24: Na gut, dann kommen jetzt die letzten Worte.

01:51:27: "Eliot Page's Weg ist nicht nur der eines Einzelnen.

01:51:31: Er ist wie ein Riss im Beton, durch den etwas echtes wächst.

01:51:36: Etwas, das sich nicht mehr form lässt, nicht glätten, nicht zurückhalten.

01:51:41: Denn was passiert mit einem Menschen, wenn er sich endlich nicht mehr beugen muss, wenn

01:51:45: er beginnt nicht länger nur zu überleben, sondern zu sein?

01:51:50: Vielleicht merken wir dann, dass die Welt, wie sie ist, zu klein gebaut wurde.

01:51:54: Dass die Linien, die man uns aufgezeigt hat, männlich, weiblich, richtig falsch, keine

01:52:00: Linien sind, sondern Mauern.

01:52:01: Und vielleicht, ganz vielleicht, ist es an der Zeit, diese Mauern einstürzen zu lassen.

01:52:07: Mit jedem echten Blick, mit jedem Zuhören ohne Urteil, mit jedem Moment, in dem wir jemanden

01:52:14: nicht hinterfragen, sondern einfach glauben.

01:52:16: Für alle, die sich nicht wiederfinden in den Worten, die andere ihnen gegeben haben.

01:52:23: Ihr seid kein Irrtum, ihr seid ein neuer Anfang.

01:52:27: Und für alle anderen schaut nicht weg, öffnet Räume, hebt Stimmen und, wenn ihr könnt,

01:52:33: seid an Ort, an dem jemand zum ersten Mal atmen kann.

01:52:38: [Musik]

01:52:44: [Musik]

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.